Anleitung für die perfekte Whisky-Tour
Von Sandra Baierl
Die Insel ist rau und ungezähmt: schwere Wolken ziehen von Westen und bringen regelmäßig kurze Regengüsse. Dazwischen Sonne. Und starker Wind, der kräftig vom Meer bläst. Die Luft schmeckt nach Salz und Torf. Auf der südlichsten Insel der Inneren Hebriden dominieren im Norden die hohen Felsen, im Süden liegen die fruchtbaren Gebiete und die Torfmoore. In ihrer Nähe haben sich die berühmten Whiskydestillerien angesiedelt. Neun Namen, die Kenner aufhorchen lassen: Bowmore, Ardbeg, Laphroaig, Lagavulin, Bruichladdich, Port Charlotte, Bunnahabhain, Caol Ila und Kilchoman. Isle of Islay (sprich Ei-lah) ist die berühmteste der schottischen Whiskyinseln. Ihre weltberühmten Destillate spiegeln in ihrem Geschmack unverkennbar das Klima und die Vegetation von Islay wider.
Beim jährlich stattfindenden Whisky Festival feiert jeden Tag eine andere der Brennereien seinen Festtag. Da gibt es die besonderen Abfüllungen, gratis Kostproben, Musik und Volksfeststimmung. So kommt es, dass man in dieser Woche des Feierns zwar täglich reichlich Whisky trinkt, aber nie einen Penny dafür ausgeben muss.
Dunkles Edinburgh
Aber der Reihe nach: Wir wollen also zum berühmten Whisky-Festival und planen unsere Tour. Zuerst nach Edinburgh, in die mittelalterliche Stadt. Sie ist dunkel und mystisch, so, wie man Schottland aus den Filmen kennt. Mit alten Brücken, Kirchtürmen, Burgen. In Edinburgh steigen wir im The Howard ab, einem urschottischen Hotel, in dem der Butler sich um das Auto kümmert und fragt, ob er zu einer bestimmten Uhrzeit das Einlassen des Badewassers übernehmen soll. Alles ist hier liebevoll. Und das Frühstück so schottisch-üppig, dass es für den ganzen Tag reicht.
Abends gehen wir auf Empfehlung "unseres" Butlers in die Thistle Street Bar, wo es 40 verschiedene Gins und ungezählt viele Tonics gibt. Dass jeder Gin Tonic nur vier britische Pfund (4,50 Euro) kostet, ist vom Barkeeper schnell erklärt: "Es ist einfacher zu rechnen." Überhaupt ist Schottland relativ günstig bei Essen und Trinken, Wechselkurs und faire Preisgestaltung sei Dank.
Am nächsten Tag geht die Reise mit dem Mietauto nach Westen. An Glasgow vorbei und dann nördlich, Richtung Cairndow, rund um das Loch Fyne. Hier muss man im gleichnamigen, superlässigen Fisch-Restaurant unbedingt halten. Es gibt gebackene Austern, Fish und Chips und frische Garnelen mit den besten britischen Beilagen (Erbsen-Minz-Pürree etwa). Die Meeresfrüchte werden direkt im kalten Wasser des Lochs gezüchtet bzw. gefangen. Und es gibt dort Meinl Kaffee, kein Scherz.
Täglich eine Inseltour
Nach guten vier Stunden Fahrzeit durch schottische Lowlands und Highlands kommt man nach Kennakraig, wo die Fähre nach Isle of Islay ablegt. Nach drei Stunden Schifffahrt (Caledonian Reederei) nähert man sich Isle of Islay, wo einem aus der Ferne die Whisky-Destillerien entgegenleuchten. Sie heben sich als weiß gekalkte, flache Bauten von der erdig-torfigen Küstenlinie ab. Es ist unwirklich schön: grüne Insel, sanfte Hügeln, gepflegte Landschaft, Schafe, kleine Dörfer mit bunten Haustüren, lebendiges Treiben, denn es ist die wichtigste Woche im Jahr: Whisky-Festival.
Schon Monate vorher muss man auf Islay für diese Woche eine Unterkunft reservieren. Wir fanden das Kilmeny Country House, die private Unterkunft von Margaret und Blair in Ballygrant, die seit 40 Jahren dieses entzückende Bed&Breakfast betreiben. Wer sich traut, kann zum Frühstück Haggis (Schafmagen) und Haddock (Schellfisch) probieren, oder freut sich auf das für Kontinentaleuropäer adaptierte Frühstück mit Eiern, Speck, Pancakes und Porridge.
Und dann zieht man los, täglich in eine andere Richtung, um die schöne Landschaft, die kleinen Dörfer und Destillerien zu erkunden. Es warten Lagavulin 16, Ardbeg 10 oder Bowmore 12. Die südlichen Brennereien (Ardbeg, Laphroaig und Lagavulin) trocknen ihr Malz über Torffeuer und verwenden das braune Torfwasser für die Herstellung. Die Whiskys sind rauchig, kräftig, torfig, salzig und jodig. Die nördlichen Destillerien (Bruichladdich etwa, die auch den legendären Botanist-Gin machen; oder Bunnahabhain) stellen mildere, etwas gefälligere Single Malt Whiskys her. Auf der Tour über die Insel besichtigt man das Kildalton Cross, ein keltisches Kreuz aus dem 9. Jahrhundert. Begrüßt Seehunde, die auf den Steinen an der Küste ein Sonnenbad nehmen. Kehrt ein in Pubs und Bars und redet mit den freundlichen Schotten. Auf Islay ist das Leben langsamer. Ländlich und einfach. Einfach wunderbar.
Anreise: easyjet fliegt nonstop von Wien nach Edinburgh, schon für 75 Euro hin und retour. jet2.com fliegt ab 30. 3. 2018 zwei Mal wöchentlich direkt von Wien nach Edinburgh. Mietauto: ab 30 Euro/Tag.
Essen/Trinken: Die „Thistle Street Bar“, 39 Thistle Street, Edinburgh.
Die Loch Fyne Oyster Bar, Clachan Farm, Cairndow.
Festival: Das Whisky-Festival auf der Isle of Islay findet 2018 von 25. Mai bis 3. Juni statt. Früh reservieren!
Übernachten: Hotel „The Howard“, 34 Great King Street, Edinburgh.
Das B&B auf Islay: Kilmeny Country House, Ballygrant, Isle of Islay, Argyll PA 45 7QW. www.kilmeny.co.uk
Angebot: Wer’s organisiert mag: Club 50 von Klug-Touristik bietet den „Malt Whisky Trail“ zu Destillerien in Schottland an. Busrundreise inkl. Flug, ÜN/HP in 3*- und 4*-Hotels, 18.–25. 8. 2018 ab 2469 €. Tel.: 01/ 245500, www.club50.at
Auskunft: www.visitscotland.com