Politik

Vierfachmord: "Dachte, Mädchen sei tot"

Es war wie im Film, nur dass wir in diesem Fall die Schauspieler waren und keine Fernbedienung hatten, um den Kanal zu wechseln", berichtete der 41-jährige Philippe D. Le Parisien. Er und seine Freunde waren am Mittwoch, dem 5. September gegen 16 Uhr dem völlig aufgelösten und panischen britischen Radfahrer begegnet: "Er versuchte mir in gebrochenem Französisch zu erklären, dass etwas passiert war." Philippe D. und seine zwei Wanderkollegen seien dem Briten dann zu dem Waldparkplatz in Chevaline gefolgt, wo der irakisch-stämmige Satelliteningenieur Saad al-Hilli, seine Frau Ikbal und ihre 74-jährige Mutter tot in einem Auto lagen. "Wir wussten nicht, ob wir alleine waren", sagt D. Dann sah er die siebenjährige, schwerverletzte Tochter der Mordopfer in der Nähe des Autos: "Ich habe ihr auf die Schulter getippt und ein paar Worte auf Englisch gesagt, aber sie hat nicht reagiert. Ich dachte, sie sei tot."

Die Franzosen haben die Polizei alarmiert. Im Gegensatz zu dem britischen Radfahrer bestätigte Philipp D. aber nicht, dass er einen dunklen Geländewagen und ein Motorrad am Tatort gesehen habe. Und die kleine vierjährige Schwester, die sich unverletzt im Wagen befunden hatte, sahen die Franzosen auch nicht. Sie wurde erst um Mitternacht, nach acht Stunden, von Gerichtsmedizinern aus dem Wageninneren gezogen.

Die Ermittler gehen mittlerweile von einem einzigen Schützen aus. Sämtliche Opfer wurden mit ein und derselben Waffe erschossen – einer automatischen Pistole des Kalibers 7,65 mm. Sicher scheint, dass der getötete Radfahrer, ein dreifacher Familienvater, zufällig des Weges gekommen war und deshalb sterben musste. Der Killer war ein Vollprofi.

Die Hintergründe des Mordes sind offiziell völlig unklar, doch britische Medien berichten, dass sich Geheimdienstleute von Anfang an in den Fall eingeschaltet hätten. Das Haus der Familie in der Nähe von London wird Millimeter für Millimeter durchsucht, die Spurensicherung ist mit ihrer Arbeit dort noch lange nicht fertig. Auch die Befragungen von Kollegen, Mitarbeitern, Verwandten und Freunden der Familie dauern an.

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