Uni Wien - Chef warnt Töchterle
Mit Semesterbeginn übernimmt Heinz Engl den Job des Rektors der größten Hochschule des Landes. Von der Politik braucht der neue Chef der Uni Wien nicht nur mehr Geld, sondern auch Maßnahmen für eine bessere Planbarkeit. Bei der erstmals durchgeführten Voranmeldung bis 31. August haben sich an der Uni Wien 30.000 Interessenten gemeldet - doppelt so viele, wie es im Vorjahr Studienanfänger gab. "Wenn wir die wirklich alle am 3. Oktober an der Uni Wien sehen, dann wissen wir nicht, wo wir sie unterbringen", sagt Engl im Gespräch mit dem KURIER. "Aber wie viele wirklich kommen, wissen wir erst am 30. November. So lange läuft absurderweise die Inskriptionsfrist."
Voranmeldungs-Flop
Statt der missglückten Voranmeldung ("ein Flop, der viel Aufwand bedeutete, aber keine Information brachte") fordert Engl von Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) eine Vorverlegung der Inskription "zwischen Juli und September - aber nicht später. Dann wissen wir, was wir anbieten müssen."
Durch die derzeitige Regelung seien der Uni auch Grenzen bei der Effizienz gesetzt, sagt Engl: "Wenn wir am 23. September noch nicht wissen, wie viele am 3. Oktober kommen - wie können wir da eine effiziente Gruppen-Einteilung oder Hörsaal-Verwaltung planen?" Dem Vorwurf mancher Politiker, die Unis würden stets nur mehr Geld fordern und mit ihren Mitteln nicht effizient umgehen, setzt Engl entgegen, dass die Uni Wien bereits viel an Effizienz gewonnen hat. "Verbesserungen sind immer möglich", sagt Engl. Man könne auch eine andere Effizienz-Frage stellen: Wie viel wurde eigentlich im Wissenschaftsministerium eingespart, seit die Unis autonom sind?
Die kürzlich abgeschlossene Budgetplanung der Uni Wien hat für die Jahre 2013 bis 2015 in Summe ein Defizit von 110 Millionen Euro ergeben - wenn das Uni-Budget, wie geplant, eingefroren bleibt. "Es steht außer Frage, dass das nicht machbar ist." Die von Minister Töchterle angekündigte Uni-Milliarde für eben diesen Zeitraum könnte zumindest die von Engl in den Raum gestellten Einstellung von Studien kurzfristig abwenden. "Die Töchterle-Milliarde könnte unser Kollaps-Problem lösen, aber sie verbessert die Situation nicht nachhaltig. Wenn wir, was anzustreben wäre, auf das Finanz-Niveau der Uni Zürich kommen wollen, dann fehlt uns die Töchterle-Milliarde nicht einmal alle drei Jahre, sondern jedes Jahr."
Rechentricks
Engl warnt auch vor Rechentricks der Regierung: Seit 2008 die Studiengebühren weitgehend abgeschafft wurden, erhalten die Unis den Fehlbetrag von ca. 150 Millionen pro Jahr
ersetzt - bis 2013. "Das ist ein entscheidender Punkt: Wird diese Regelung nicht verlängert und wir bekommen die 150 Millionen Euro nicht mehr jedes Jahr überwiesen - dann geht die Hälfte der angeblich zusätzlichen Milliarde schon allein dafür drauf, die entfallenen Studiengebühren zu ersetzen."
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