Politik

Türkei: Hilfsangebote wurden abgelehnt

Laut offiziellen Angaben stürzten Hunderte Lehmhäuser und Betonbauten ein. Baufachleute aus Istanbul rügten die Billigbauweise in dem armen Kurdengebiet. Die Zahl der Todesopfer stieg stündlich, Montagabend betrug sie bereits mehr als 260. Mit mehr als 1000 Toten wurde gerechnet. An die 2000 Verletzte wurden aus den Trümmern geborgen. Darunter ein kleiner Bub und ein 19-Jähriger, der in einem sechsstöckigen Haus verschüttet wurde. Er konnte mit dem Handy Alarm schlagen und wurde mit Beinverletzungen geborgen.

Am schlimmsten hat es die Stadt Ercis mit 70.000 Einwohnern erwischt. Verzweifelte Menschen versuchten durch Spalten in die Ruinen zu kriechen, um nach Angehörigen zu suchen. Zahlreiche Menschen sind in den Trümmern eingeschlossen. In den schwer zugänglichen Dörfern ist viel zerstört. Dort sind die Menschen mehr oder weniger auf sich selbst gestellt. Die meisten Orte liegen auf 1700 Meter Seehöhe.

Video: Erdbeben in der Türkei

Die Hilfskräfte von Militär und Rotem Halbmond richteten in den Städten provisorische Feldküchen und Spitäler ein. In der Nacht ist es bitterkalt, doch die Menschen verbrachten nach den schweren Nachbeben auch die zweite Nacht im Freien oder in eilig errichteten Zelten. Für Mittwoch ist Schneefall angesagt.

Die Provinz Van nahe der iranischen Grenze mit mehr als einer Million Menschen liegt im gebirgigen Ostanatolien und ist etwa so groß wie Niederösterreich. Bei einem schweren Erdbeben 1976 in Van kamen 4000 Menschen ums Leben.

"Empörend"

Fast die gesamte Türkei ist eine Erdbebenregion. 1999 kamen bei zwei starken Beben im dicht besiedelten Nordwesten rund 20.000 Menschen ums Leben. Premierminister Recep Tayyip Erdogan, der noch am Sonntagabend in die Katastrophenregion reiste, kündigte weitere Hilfe an: "Wir werden im kalten Winter niemanden auf sich alleine gestellt lassen."

Mehrere Länder boten Hilfe an, darunter Israel und Griechenland. Diese sei derzeit aber nicht nötig, sagte Erdogan. Die Türkei sei in der Lage, die Probleme alleine zu bewältigen. Der Präsident der österreichisch-kurdischen Gesellschaft Hans-Joachim Fuchs findet das empörend. "Es geht um Menschenleben, die Zeit läuft uns davon, da darf man Hilfe nicht ablehnen."