Politik

Schwarze für Schwule

Die Kanzlerin ist nicht im Ring", sagt ihr Regierungssprecher, sie halte sich aus der Schwulen-Diskussion heraus. Hinter den Kulissen aber wird viel telefoniert. Nicht wegen der Zahl der Betroffenen, sondern wegen des Images der CDU und ihrer Chefin.

Deren pragmatische Strategie, der Konkurrentin SPD alle großen Themen wegzunehmen, kulminiert hier: Die Kanzlerin verwirklicht, was Rot-Grün immer forderte, aber in sieben Jahren Regierung nicht umsetzte. In Merkels sieben Amtsjahren hat sich die Republik stärker verändert, noch viel mehr aber die CDU: Vom – zwar oft nur demonstrativen – Konservativismus Kohls blieb wenig übrig.

Der abrupte Atomausstieg, staatlich befürwortete Mindestlöhne, eine egalitärere Bildungspolitik, die Abschaffung der Wehrpflicht und immer neue soziale Wohltaten mit noch mehr Umverteilung trotz weiterer Neuverschuldung hätten vor zehn Jahren jeden CDU-Parteitag revoltieren lassen. Heute grummelt ein Teil des Wirtschaftsflügels, die "Wertkonservativen" sind verstummt.

Das liegt nicht nur an Merkels bisher scheinbar gelungenem Management der Staatsschuldenkrise. Es liegt viel mehr an der Gesellschaft. Merkel sah früh, "dass man auf die Fragen von heute nicht die Antworten von vor 30 Jahren geben kann". Ihre CDU ist im Milieu der Großstädte und vielen Patchwork-Familien heute wieder so wählbar wie von Rentnern. Nur so ist sie, trotz mancher Schwächen im Einzelfall, immer noch "im Ring".

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