Raus aus Irak, rein in Golf-Staaten
Amerikas fast ein Jahrzehnt langer Krieg im Irak wird in den letzten Dezembertagen zu Ende gehen. "Alle unsere Soldaten werden zu den Weihnachtsfeiertagen definitiv zu Hause sein", versprach US-Präsident Barack Obama den Familien jener 40.000 Soldaten, die sich derzeit noch im Zweistromland befinden. Doch die USA werden zwar den Irak verlassen, nicht aber die für das Land strategisch so wichtige, ölreiche Region um den Persischen Golf.
So soll die Zahl der derzeit 40.000 in der Region (ohne Irak) stationierten Soldaten massiv ausgebaut werden. 23.000 Mann davon sind in Kuwait stationiert, zu ihnen sollen Kampftruppen stoßen, wobei ihre Truppenstärke noch verhandelt wird. Zudem sollen zusätzliche Kriegsschiffe in den Persischen Golf entsandt werden.
Diese neue "Sicherheitsarchitektur" für den Persischen Golf verfolgt zwei Ziele: Zum einen sollen US-Truppen im benachbarten Kuwait "bei Fuß" stehen, sollte der Irak nach dem Abzug der amerikanischen Truppen kollabieren oder ein fatales inneres Vakuum entstehen. Zum anderen aber richtet sich die massive US-Militärpräsenz in der Region vor allem gegen den Iran. Das Regime in Teheran, das nach Vermutung der USA weiter an seinem Atomwaffenprogramm arbeitet, gilt als gefährlichster Gegner Washingtons - aber auch der besorgten arabischen Nachbarstaaten am Golf. Entsprechend kooperativ zeigten sich Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, der Oman, Bahrain, Katar und Kuwait gegenüber dem amerikanischen Drängen, die militärische Zusammenarbeit in der Region zu vertiefen und künftig noch mehr gemeinsame Luft- und Seepatrouillen durchzuführen.
Private Sicherheitsfirmen
Ganz ohne US-Präsenz wird der Irak freilich auch in Zukunft nicht bleiben. Statt Soldaten der US-Armee werden rund 5000 Mitarbeiter privater Sicherheitsfirmen den Auftrag übernehmen, amerikanische Infrastruktur im Irak zu beschützen. Den für Ende 2011 festgesetzten Abzug aus dem Irak hatte noch Obama-Vorgänger George Bush ausgehandelt. Ursprünglich wäre geplant gewesen, doch noch 20.000 Soldaten im Land zu lassen. Doch die irakische Regierung verweigerte ihre Zustimmung, amerikanische Soldaten nur an amerikanische Gerichte zu übergeben. Daraufhin gab Obama vor Kurzem den endgültigen Rückzugsbefehl.
Der Irak-Krieg, den Obama während seines ersten Wahlkampfes als "dumm" bezeichnet hatte, schließt mit einer verheerenden Bilanz: Fast 4500 US-Soldaten sind gefallen, mehr als 32.000 wurden verletzt. Die Kosten des Krieges belaufen sich für die USA auf mehr als 800 Milliarden Dollar (umgerechnet 576 Milliarden Euro).
Für den Irak sieht es noch viel düsterer aus: Seit Kriegsbeginn im März 2003 sollen mehr als 112.000 Zivilisten umgekommen sein, Millionen Menschen mussten fliehen, die politische Lage im Land bleibt weiter extrem instabil. Die Zahl an Anschlägen nahm zuletzt wieder deutlich zu: Allein im September starben bei Bombenattentaten 185 Iraker.