Neue Tricks der Italiener empören Autofahrer
Ein Italienurlaub kann extrem teuer werden", warnt Thomas Woitsch vom ARBÖ. Es gibt kein anderes Urlaubsland, wo es auch nur annähernd so viele Beschwerden gibt. Teilweise wird von den österreichischen Autofahrer sogar mit illegalen Methoden abkassiert. Besonders in den Sommermonaten sind die Rechtsabteilungen der Autofahrerclubs ständig mit Rechtsfragen zu Italien beschäftigt. Aber auch außerhalb der Urlaubssaison gibt es Ärger, da italienische Behörden oft mit großer Verzögerung ihre Bescheide zustellen. Viele nutzen die 360-tägige Verjährungsfrist aus. Strafen aus dem Vorjahr werden zum Teil erst jetzt zugestellt.
Im Gegensatz zu Deutschland oder Polen, wo der Austausch von Daten erlaubt ist, gibt es mit Italien derzeit kein gültiges Rechtshilfe-Abkommen. Zwar muss Österreich die Daten des Fahrzeuglenkers herausrücken, kassiert werden darf die italienische Strafe hierzulande allerdings nicht. Dennoch drohen lokale Kommunen sogar mit einem Inkassobüro. Die Strafbefehle sind teilweise in miserablem Deutsch abgefasst. Viele Autofahrer zahlen trotzdem – aus Angst, beim nächsten Italien-Urlaub von den Carabinieri gestoppt zu werden.
Umweltzonen
Vor allem die Umweltzonen ("zona traffico limitato") sind für Städte wie Florenz oder Pisa so lukrativ wie eine Gelddruckpresse. Sie sind schlecht beschildert, das videoüberwachte Einfahren kostet aber stolze 119 Euro. Beim ÖAMTC gab es zuletzt einen Lenker, der bei der Parkplatzsuche vier Mal in eine Umweltzone fuhr und fast 500 Euro zahlen sollte.
Genauso viel kann es jedenfalls kosten, wenn in Italien eine brennenden Zigarette aus dem Fenster geworfen wird. Die lokale Polizei kennt auch beim ständigen Befahren der Überholspur auf der Autobahn, wenn die anderen Spuren frei sind, ebenso keine Gnade wie wenn jemand Moped ohne Helm fährt. "Ein Mitglied von uns musste in Genua 1750 Euro bezahlen, weil er im Schritttempo zur Hotelgarage gefahren ist", berichtet Woitsch. Schnellfahren wäre ohnehin sehr teuer. Laut ARBÖ sind in Italien ab 10 km/h zu viel bereits mindestens 155 Euro zu berappen.
Konfisziert
Noch schärfer gehen die Behörden bei Alkohol am Steuer vor, ab 0,8 Promille drohen (ohne Unfall) sechs Monate Haft und 800 Euro Geldstrafe. Ab 1,5 Promille wird das Fahrzeug beschlagnahmt und anschließend versteigert.
Mit anderen Ländern funktioniert meist nicht einmal der Datenaustausch. Auch wenn medial immer wieder verbreitet wurde, dass es europaweite Strafzettel gibt, schaut die Wirklichkeit anders aus. "Bei Strafzetteln gelten weiterhin die Binnengrenzen. In Österreich und Ungarn gelten unterschiedliche Radarstrafen", erklärt ÖAMTC-Juristin Verena Pronebner. Eine Harmonisierung scheiterte an den einzelnen Staaten.
Der nächste europaweite Versuch nennt sich "Eucaris". Damit soll es erstmals ein europaweites Register von Führerschein- und Fahrzeugdaten geben. Ist dieses System umgesetzt, werden alle Polizeibehörden in der EU darauf zugreifen können, die Lenker ermitteln und dann entsprechend strafen. Laut Verkehrsministerium wird dies aber frühestens im November 2013 umgesetzt werden.
Aufreger: Pickerl, Helm und Umweltzonen Auch außerhalb Italiens gibt es für Autofahrer etliche Fallen. Der ARBÖ wurde in der vergangenen Saison von seinen Mitglieder besonders häufig mit folgenden Problemen konfrontiert:
- Ungarn und Kroatien strafen Urlauber, falls das Prüfpickerl abgelaufen ist. In Österreich ist der §57a-Kleber noch vier Monate länger gültig, die beiden Länder kassieren dennoch. Auch die Proteste des Außenministeriums haben bisher nicht gefruchtet. In Ungarn wird mittlerweile sogar das Nummerntaferl eingezogen.
- Deutschland ist vor allem wegen der Umweltzonen im Gespräch. In Städten wie Berlin, Köln, Frankfurt, Essen, Bremen oder München muss eine Plakette am Auto angebracht sein. Wer diese nicht hat, muss 40 Euro bezahlen.
- Griechenland sorgt vor allem wegen der Helmpflicht für Aufregung. Von Touristen werden hohe Strafen (bis zu 370 Euro) eingehoben, die örtliche Bevölkerung darf dagegen komplett straffrei ohne Helm fahren.