Politik

Mutter droht abgeschoben zu werden

Ehemann David Lang (29) ist Österreicher. Auch das zwei Monate alte Baby Melina hat die österreichische Staatsbürgerschaft. Doch Gülizar Lang (38), die Ehefrau und Mutter, soll in ihre Heimat Türkei abgeschoben werden.

Die Vorgeschichte: 2008 lernen sie einander in einem Salzburger Lokal, in dem David Lang als Kellner und Koch arbeitet, kennen. Er: „Wir passen super zueinander." Sie: „Es ist Liebe." Drei Jahre später heiraten sie – klassisch – im Schloss Mirabell. Sie trägt Weiß. Am 29. Mai 2012 kommt Töchterchen Melina zur Welt. Ein Wunschkind, wie beide versichern. Ein Kind, das vielleicht künftig ohne Mutter oder ohne Vater leben muss.

Vor fünf Jahren verließ Gülizar Lang die Türkei; aus „politischen und privaten Gründen", wie sie sagt. Mehr will sie darüber nicht erzählen. „Aber wer verlässt schon gerne seine Heimat und sein soziales Umfeld ohne triftigen Grund?"

Ihr Asylantrag wurde dennoch abgelehnt; am 3. August erhielt sie die „Information über die Verpflichtung zur Ausreise." Das heißt, sie muss das Land binnen 14 Tagen verlassen. Seitdem kämpft die Familie mithilfe der Plattform für Menschenrechte um ihr Bleiben.

Integriert

In einem Bescheid des Magistrats, den die junge Familie zugestellt bekam, steht: Integration sei bei einer mehrjährigen, ununterbrochenen Tätigkeit beim selben Dienstnehmer gegeben. Was das Magistrat vergessen haben dürfte: Als Asylwerberin darf Gülizar gar nicht arbeiten.

Dafür besuchte sie einen Deutschkurs. War drei Jahre im Turnverein. Arbeitete ein halbes Jahr lang ehrenamtlich bei der Lebenshilfe. „Wir liegen niemandem auf der Tasche. Wir haben auch nie eine staatliche Hilfe bezogen", sagt Ehemann David Lang fassungslos.

„Das ist eine Riesenbelastung für die ganze Familie", sagen die Eltern von David Lang. „Es ist eine Mischung aus Trauer, Aufregung und Verzweiflung. Und Verständnislosigkeit, dass man eine Mutter von ihrem Kind trennen will." Denn von der Abschiebung bedroht ist nur Gülizar Lang, nicht ihr Kind, das die österreichische Staatsbürgerschaft hat.

Doch soll die stillende Mutter ihr Baby in Österreich zurücklassen?
Oder soll sie das Kind in die Türkei mitnehmen – und zuvor in Schubhaft?

Auch Vater David Lang weiß nicht, wie es weitergehen soll. „Ich bin berufstätig, ich kann Melina nicht zur Arbeit mitnehmen", sagt er. Mit seiner Frau in die Türkei auszuwandern, kann er sich nicht vorstellen. „Dort stehe ich vor dem finanziellen Nichts. Außerdem spreche ich kein Türkisch."