Mit der Wut im Bauch
Das politische Drehbuch für Wahlen in Krisenländern kennt man: Erst wird gekürzt, dann protestiert, dann stürzt die Regierung und die Opposition übernimmt die Macht. So geschehen in vielen europäischen Staaten seit Beginn der Wirtschafts- und Eurokrise – und so zeichnete es sich auch in Griechenland ab. Doch hinter dem Fanal der wütenden Wähler stand mehr als der bloße Wunsch, alle Politiker zum Teufel zu schicken, die ihnen den größten Wohlstandsverlust seit Jahrzehnten beschert haben. Viele jener Griechen, die dieses Mal extrem links oder für die ausgesprochen unappetitliche extreme Rechte stimmten, wollten einfach nur ein Ende einer Sparpolitik, die den Gürtel bis zum Ersticken eng schnallt. Weniger Kürzen und Streichen, dafür mehr Wachstum – lautet die Forderung. Doch mit dem Wachstum ist es wie mit dem Weltfrieden – jeder will ihn, bloß die Rezeptur dafür ist noch nicht erfunden. Und schon gar nicht bieten sie jene radikalen Parteien, deren einzige Forderung lautet: Stopp der Schuldenzahlungen.
Eine Lösung ihrer Probleme erwartete sich die Mehrheit der Griechen gestern ohnehin nicht. Was sichtbar werden sollte, war die Wut und der Wunsch, an die eigene Regierung, aber auch an die EU: Reformen – ja, aber maßvoller und vor allem sozial verträglicher.
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