Meister statt Master
Von Martina Salomon
Die Zahl der Studienanfänger an staatlichen Unis hat sich innerhalb von nur drei Jahren um ein Viertel erhöht – eine „Erfolgsgeschichte“ wie Wissenschaftsminister Töchterle am Freitag meldete. Aber gilt es nicht langsam das Mantra zu hinterfragen, dass Österreich einen höheren Akademikeranteil braucht? Kürzlich berichtete der Daily Telegraph, dass britische Firmen aufgrund der Akademikerschwemme zunehmend nur mehr Absolventen mit Bestnoten aufnehmen. Der Uni-Abschluss wird schleichend entwertet – und alles darunter noch mehr.
Ketzerische Frage: Braucht Österreich nicht mehr intelligente Facharbeiter statt noch mehr Akademiker? Ein Land, das kreative und handwerkliche Talente im Schulwesen als zweitrangig einstuft, darf sich nicht wundern, wenn auch Kinder in die AHS gepresst werden, die vielleicht tolle Elektriker wären, nun aber mittelmäßige Juristen werden müssen. Vielleicht sollte man, statt alle, die halbwegs lesen und schreiben können, an die Unis zu drängen, lieber den Weg zum selbstständigen „Meister“ bewerben. Handwerks-Unternehmer mit Bildung und Geschmack haben momentan nämlich eine rosigere Perspektive als Absolventen universitärer Massenfächer.