Politik

Mädchen in Bosnien als Haussklavin gehalten

Die mittlerweile 19-jährige Karla war total verängstigt. Sie wog nur noch 40 Kilo. In den vergangenen Jahren waren ihre Finger mehrfach gebrochen worden, im Spital war sie dennoch nie. Mindestens acht Jahre lang soll sie wie eine Sklavin gehalten worden sein. Sie musste den Karren ziehen, wurde ausgepeitscht und bekam das Essen der Schweine.

Laut einem Nachbarn vergingen sich viele Männer an ihr, auch mit Hunden musste sie Sex haben – zur weithin hörbaren Belustigung ihrer Peiniger. Eine Schule habe sie dagegen seit Jahren nicht mehr gesehen.

In Tirol gearbeitet

Es eine fast unfassbare Geschichte, die nun in Karavlasi im Nordosten von Bosnien bekannt wurde und die auch Ermittlungen in Österreich ausgelöst hat. Denn die Familie lebte und arbeitete vor allem in Deutschland, war aber zeitweise auch in Österreich zum Arbeiten.

Begonnen hatte alles, als das Paar Milenko und Slavojka M. im Bosnienkrieg (1992 bis 1995) nach Deutschland flüchtete. Milenko heiratete nahe Berlin die Deutsche Christine S., vor allem, um eine Staatsbürgerschaft zu bekommen. Der Bigamist zeugte mit ihr drei Kinder, lebte aber offenbar mit beiden Frauen weiterhin unter einem Dach.

2005 zogen alle gemeinsam wieder zurück nach Bosnien. Zwei der Töchter verheiratete Milenko mit seinen Brüdern. Dadurch sollen auch diese Männer deutsche Reisepässe bekommen haben, mit denen sie dann in Österreich zeitweise als EU-Ausländer gearbeitet haben dürften.

Aufgeflogen

Waren sie daheim in Bosnien, dann sollen sie sich an Karla vergangen haben, heißt es. Der Nachbar der Familie, Sead Makalic, hat all das beobachtet und mehrmals die Polizei gerufen. Doch jedes Mal, wenn die Beamten eintrafen, sei das Mädchen verschwunden gewesen.

Vor rund zwei Wochen fotografierte Makalic die 19-Jährige, um endlich einen Beweis herzeigen zu können. Erst dann suchte die Polizei länger und fand die junge Frau mit Blutergüssen am ganzen Körper. Die mutmaßlichen Peiniger wurden daraufhin festgenommen, wie die bosnische Staatsanwaltschaft am Wochenende mitteilte.

Die Familie war immer wieder auch in Tirol, berichtete der lokale Fernsehsender FTV. Deshalb sei auch ein Rechtshilfeersuchen an die österreichische Justiz ergangen. Im Justizministerium in Wien wusste man darüber aber offenbar noch nichts. Unklar ist, ob Karla auch in Österreich war.