Politik

London: Sportfest im Hochsicherheitstrakt

Hochsicherheit. Das steht ganz groß über dem Olympic Park im Osten Londons, auch wenn kein Buchstabe davon zu sehen ist. Kampfjets überfliegen donnernd die Stadt, auf Wohnhäusern sind Boden-Luft-Raketen postiert. Und auf der Themse liegt ein Kriegsschiff vor Anker.

Zurzeit, elf Wochen vor der Eröffnung der 30. Olympischen Spiele, laufen allerorten umfangreiche Tests, um den Ablauf der Wettkämpfe und die An- und Abreise der Zigtausenden Fans, Sportler und Funktionäre zu erproben. Auch das britische Militär hat in dieser Woche intensiv geübt.

Terrorangst

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"Es gibt keine konkrete Bedrohung der Spiele", sagte vergangene Woche Verteidigungsminister Philip Hammond, es werde aber vom Gastgeber erwartet, vorbereitet zu sein. Unangenehmer Nebeneffekt: die Terrorangst ist zum bestimmenden Thema geworden, auch wenn das offiziell dementiert wird. Die Menschen in jenen Vierteln, in denen nun Boden-Luft-Raketen stehen, wurden erst im Nachhinein informiert – und sind "not amused", möglicher Kriegsschauplatz zu sein. Per Flugblatt hat die Regierung sie nun kontaktiert und mitgeteilt, dass sie durch die Raketen nicht selbst zu einem Ziel terroristischer Angriffe werden, die Raketen würden nur "als letztes Mittel" abgefeuert.

Auch Olympia-Cheforganisator Sebastian Coe beschwichtigt: "Ich will, dass die Menschen zu den Spielen kommen und sich so fühlen, dass sie in einer Stadt in Feierlaune sind und nicht in einem Hochsicherheitstrakt." Angesichts von 13.000 Soldaten, die während der Spiele Dienst tun werden, sowie 10.000 privaten Sicherheitsleuten und Tausenden Polizisten könnte das zumindest den internationalen Gästen schwerfallen.

Die Londoner selbst stehen den immensen Sicherheitsvorkehrungen (eine Milliarde Euro Etat!) betont gelassen gegenüber – zumindest ergab das die Straßenbefragung des KURIER. Sieben Jahre nach den Terroranschlägen von London mit 56 Toten sind die Briten an das (bis zu zwei Stunden lange) Schlange stehen an der Passkontrolle gewohnt, ebenso an die permanenten Durchsagen auf den Bahnhöfen, Gepäck nicht unbeaufsichtigt stehen zu lassen.

Safety first

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Auch Thomas Burki, Bauarbeiter im Olympic Park, findet die Sicherheitsvorkehrungen gerechtfertigt. Man müsse eben auf alles gefasst sein, meint der 53-Jährige. Seiner Baustelle, den Stadien, darf man sich ohne Ausweis nicht einmal nähern. Drei Kontrollringe sind um das 200-Hektar-Areal gezogen. Die Warteschlange ist jetzt schon "Part of the Games".

Schlange stehen blüht den Besuchern auch bei der An- und Abreise zu und von den Wettkämpfen. Das älteste U-Bahn-Netz der Welt ist bekannt für die vielen Ausfälle und langen Verbindungswege zwischen den Stationen. Zum Olympischen Park etwa führt vom Zentrum der Stadt aus nur die Central Line – und die ist jetzt schon zu Stoßzeiten überlastet. Dabei werden täglich bis zu drei Millionen Fahrgäste zusätzlich erwartet.

Wie das Londoner Straßennetz die Spiele bewältigt, wird ebenso spannend. Athleten und Offizielle sollen eine eigene Verkehrsspur bekommen, damit wenigstens sie rechtzeitig zu den Wettkämpfen kommen.

Olympische Spiele: London zum Dritten

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Mega-Veranstaltung Über 10.000 Athleten aus rund 200 Ländern werden für die 30. Olympischen Spiele erwartet, die nach 1908 und 1948 zum dritten Mal in London stattfinden. 20.000 Journalisten berichten vom 27. Juli bis 12. August 2012 über die 302 Wettbewerbe in 26 Sportarten (Softball, Baseball sind nicht mehr im Programm).

Sicherheit Der Aufwand für die Sicherheit ist enorm. 13.000 Soldaten sind im Einsatz, Boden-Luft-Raketen stehen bereit. Auf der Themse und an der Kanalküste sind Kriegsschiffe stationiert.