Politik

Iran: Atomgespräche als letzte Chance

Es ist, wie so oft in solchen kritischen Momenten, alles nur eine "Routineübung". Über Tel Aviv, Israels Tourismus- und Wirtschaftsmetropole, schließt sich in diesen Tagen die "Eisenkuppel": Ein komplexes Raketenabwehrsystem, fähig, alles abzufangen, was sich in geringer Höhe und aus kurzer Distanz auf die Stadt zubewegt. Die "Eisenkuppel" soll das bereits einsatzbereite Abwehrsystem "Pfeil" ergänzen. Dieses richtet sich gegen Mittel- und Langstreckenraketen. Beide Raketentypen werden, so das Kalkül des israelischen Generalstabes, im Fall eines Krieges mit dem Iran auf das Land niederprasseln – und dieser Fall wird mit jedem Tag wahrscheinlicher.

Keine Seite lässt eine Gelegenheit zur Eskalation des Konflikts ungenützt verstreichen. Der Iran hat Kriegsschiffe ins Mittelmeer entsandt, die zu Wochenbeginn im syrischen Hafen Tartus eingelaufen sind. Sollten diese sich der israelischen Küste auch nur nähern, ließen die Militärs in Jerusalem verlauten, werde man umgehend mit aller Härte reagieren.

US-Warnung

Wie bedrohlich die Lage tatsächlich ist, macht auch die unüberhörbar dringende Warnung von US-Generalstabschef Martin Dempsey deutlich. Ein Angriff, so der Militär, wäre "destabilisierend" und würde "keinem der langfristigen Ziele Israels dienen". Schon vor einigen Wochen soll US-Präsident Barack Obama über eine Stunde mit dem israelischen Premier Benjamin Netanyahu gerungen haben, nur um einen offensichtlich bereits fix geplanten Luftangriff auf den Iran in letzter Minute zu verhindern. Doch Israel, das machte dessen Militärführung am Wochenende noch einmal deutlich, will über diesen Angriff im Alleingang entscheiden.

Die drohende Eskalation verleiht der aktuellen Mission der UN-Atombehörde IAEO im Iran besondere Bedeutung. Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen sind IAEO-Atominspektoren in Teheran eingetroffen. Sie sollen die vielen ungeklärten Streitfragen rund um Irans Atomprogramm klären. Die letzte Verhandlungsrunde, so war aus IAEO-Kreisen zu erfahren, blieb weitgehend ergebnislos. Zu komplex, so ein Verhandler, sei die Sachlage: "Wir brauchen Zeit". Doch gerade die läuft offensichtlich im Eiltempo ab.

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