Politik/Inland

Zahl der Asylanträge aus Türkei deutlich gestiegen

Die wachsenden Spannungen innerhalb der Türkei veranlassen offenbar immer mehr türkische Staatsbürger das Land zu verlassen.

Im ersten Halbjahr 2016 zeigte sich in Österreich ein deutliches Plus bei den Asyl-Ansuchen. In absoluten Zahlen sind die Dimensionen jedoch noch immer gering. Bisher registrierte das Innenministerium insgesamt 166 Asylanträge, wodurch die Türken erstmals seit Langem wieder zu den 15 stärksten Flüchtlingsgruppen zählen. 2014 waren im Gesamtjahr nur 203, und im Jahr darauf lediglich 221 Anträge gestellt worden.

Allerdings ist die Tendenz im Jahresverlauf abnehmend. Verzeichnete das Innenministerium im April noch 30 Anträge, waren es im Mai 19 und Juni 13. Die meisten Anträge aus der Türkei kamen im März (44) und Februar (36). Welche Auswirkungen der gescheiterte Putschversuch vom 15. Juli auf die Asylanträge hat, ist noch nicht abzusehen. Die Zahlen für den Juli liegen laut Innenministerium noch nicht vor. Zuletzt hatte Grünen-Chefin Eva Glawischnig gefordert, politisch verfolgte Türken sollten "als Flüchtlinge in der Europäischen Union Schutz bekommen."

Positiv beschieden wurden bisher lediglich vier der 166 Asyl-Ansuchen vom ersten Halbjahr 2016 (Stand: Juli 2016), 2014 gab es insgesamt 23 positive Entscheidungen, 2015 neun. Insgesamt kamen in den vergangenen Jahren vergleichsweise wenig Asylanträge aus der Türkei. Das war nicht immer so. 2002 wurden beispielsweise 3.561 Asyl-Anträge verzeichnet, womit die Türken unter den stärksten Nationen lagen.

Deutliche Steigerung auch in Deutschland

Auch in Deutschland ist eine deutliche Steigerung zu verzeichnen. Wie der Tagesspiegel unter Berufung auf Zahlen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) berichtet, ist die Zahl von Asylanträge türkischer Staatsbürger im ersten Halbjahr beinahe so hoch wie im gesamten Jahr 2015.

Demnach registrierte die Behörde von Jänner bis Juni 1719 Anträge von Türken, im vergangenen Jahr waren es insgesamt 1767. Wie sich die Lage seit dem Putschversuch im Juli entwickelt hat, konnte auch das deutsche Bamf noch nicht sagen.

In Deutschland kamen die meisten Asylwerber den Angaben zufolge aus den kurdischen Gebieten der Türkei: Von den 1719 Antragstellern in den ersten sechs Monaten seien 1510 kurdischer Herkunft. Im Jahr zuvor waren demnach unter den 1767 türkischen Asylbewerbern 1428 Kurden. Viele kurdische Flüchtlinge aus der Türkei kämen wegen der Kämpfe in ihrer Heimat, hieß es laut Tagesspiegel im Bundesamt. In Österreich werden die Zahlen ausschließlich nach Staatsangehörigkeit erhoben. Wie viele der Antragsteller Kurden sind, lässt sich nicht sagen.

Bürgerkriegsartige Kämpfe

Nachdem im Juli 2015 der türkisch-kurdische Friedensprozess nach einem schweren Anschlag der Terrormiliz IS gegen Kurden zusammengebrochen war, herrschen in einigen Provinzen im kurdisch geprägten Südosten der Türkei nach wie vor bürgerkriegsartige Zustände. Viele Kurden warfen Staatschef Recep Tayyip Erdogan vor, den IS heimlich zu unterstützen. Die Regierung in Ankara macht die PKK für mehrere Anschlägen in Istanbul verantwortlich.