Wohnschirm: Neue Wohnhilfe bei Mietschulden und Wohnungsverlust
Von Diana Dauer
Der Wohnschirm soll helfen. Er soll jenen Menschen helfen, die im Zuge der Corona-Pandemie ihren Job verloren haben, in Kurzarbeit waren oder Pandemie-bedingt Aufträge verloren. Aber auch jenen, denen die Teuerungen so zusetzen, dass das Wohnen unleistbar wird. Um dem entgegenzuwirken, stellen Sozialminister Johannes Rauch, der ehemalige Wiener Bürgermeister und nunmehrige Vorsitzende der Volkshilfe Wien Michael Häupl und Sektionschefin des Sozialministeriums Edeltraud Gletter am Donnerstag Details zur neuen Sozialleistung vor: den Wohnschirm.
Der "Wohnschirm" besteht aus zwei Teilen. Einerseits werden Menschen mit Mietschulden und Mietrückständen durch Sozialarbeiter beraten. Andererseits können Mietschulden vom Bund übernommen werden oder beim Umzug in eine neue billigere Wohnung finanziell unterstützt werden. Bezugsberechtigt sind jene, die seit dem 01.März.2020 in Mietschulden geraten sind und in Österreich gemeldet sind.
Ein Antrag auf den Wohnschirm kann bis Ende des Jahres 2023 gestellt werden. Das neue Hilfspaket, für das 24 Millionen Euro zur Verfügung stehen, ist im Covid-19-Gesetz für Armut geregelt. Bis 2023 soll der Wohnschirm bundesweit 5.500 Haushalte, in denen insgesamt 18.000 Personen leben, unterstützen.
Mehr Schichten betroffen
In Österreich sind aktuell rund 800.000 Menschen von Wohnungsnot gefährdet. 280.000 haben akute Mietrückstände, 700.000 weitere werden in den kommenden drei Monaten Schwierigkeiten bekommen, erwartet das Sozialministerium. 20.000 Menschen stehen derzeit kurz vor einer Delogierung. Die Gruppen, die auf diese Hilfen angewiesen sind, haben sich erweitert. Häupl nennt diese neue Gruppe "Working Poor" - also Personen, die arbeiten, aber nur ein sehr geringes Einkommen haben. "Das sind sehr oft Frauen". Auch die Sektionschefin bestätigt, dass sich die Gruppen, die nun auf Hilfe angewiesen sind, durch Corona erweitert hat.
Der neue Wohnschirm ist ein weiterer Teil der sozialen Hilfsleistungen, die die Regierung in den vergangenen Monaten eingeleitet hat, wie die reformierte Sozialhilfe. Seit Dezember des Vorjahres wurden bereits vier Milliarden Euro für Sozialleistungen aufgebracht. "Es wird aber noch mehr nötig sein", sagt Sozialminister Rauch und warnt: "Wenn es nicht gelingt, den Sozialstaat armuts- und krisenfest zu gestalten und das Auseinanderdriften von Arm und Reich zu stoppen, ist die Demokratie und Rechtsstaatlichkeit gefährdet."
Seit März ist Unterstützung möglich
Seit März wurden 470 Menschen mit insgesamt 600.000 Euro unterstützt. 200 Wohnungen wurden gesichert, etliche Umzüge in neue billigere Wohnungen finanziert, erklärt Sektionschefin Glettler. Es muss dazu betont werden, dass 50 Prozent der Betroffenen, die die Hilfe bisher in Anspruch genommen haben, Frauen waren. Ein Drittel sind Kinder.
Wie stellt man einen Antrag?
Die Antragstellung ist in den 28 Beratungsstellen in ganz Österreich möglich und wird von der Volkshilfe im Rahmen eines Leistungsvertrages mit der Republik aufgestellt. Michael Häupl: "Es ist eindeutig billiger in die Prävention zu investieren, als nachher Wohnungslosigkeit zu finanzieren".