Politik/Inland

Wissenschaftselite warnt vor Kündigungen

Die Elite-Uni Harvard machte vor wenigen Tag eine sensationelle Entdeckung publik, bei der sogenannte Raumzeit-Wellen aus der Zeit des Urknalls erstmals nachgewiesen werden konnten. Die Uni wird maßgeblich durch einen Stiftungsfonds finanziert, der derzeit mit über 30 Milliarden Dollar prall gefüllt ist.

In Österreich bekommen Wissenschaftler angesichts solcher Summen nur lange Gesichter. Mehr noch, sie müssen fürchten, im Rahmen von neuen Sparzielen und geplanten Budget-Umschichtungen nicht einmal den Status quo an den Universitäten halten zu können. Und angesichts der vielen verlorenen Hypo-Milliarden hat Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner nicht die besten Karten im Kampf um frisches Geld.

Prioritäten setzen

"Die Budgetverhandlungen zwischen dem Wissenschafts- und dem Finanzministerium sind offenbar ins Stocken geraten", schlagen die Wissenschaftler deshalb Alarm. "Bei allem Verständnis für die notwendige Budgetkonsolidierung, gilt es Prioritäten zu setzen und nicht in die Austeritätsfalle zu tappen." Auf der Seite www.wissenschaft-ist-zukunft.at wurde vor knapp einer Woche eine Petition gestartet, die schon von mehr als 27.000 Personen unterzeichnet wurde. Darunter finden sich wissenschaftliche Kapazunder wie der Quantenphysiker Anton Zeilinger oder die Soziologin Helga Nowotny.

Hauptforderung der Petition ist eine Steigerung des Wissenschaftsbudgets in der kommenden Finanzierungsperiode um 1,6 Milliarden Euro, wovon 383 Millionen Euro nur zur Absicherung der Forschungsfinanzierung nötig sind – insbesondere für den FWF (Wissenschaftsfonds) und die ÖAW (Akademie der Wissenschaften). Dies sei ohnehin nur die "Minimalvariante, ich bin der Meinung, es sollte mehr drinnen sein", bat Zeilinger, der amtierende Präsident der ÖAW, vor wenigen Tagen.

Schließungen

Der Betriebsrat der ÖAW warnte am Donnerstag in einem offenen Brief an Kanzler und Vizekanzler, dass der ÖAW "über 100 Kündigungen und die Schließung von Forschungseinrichtungen" ins Haus stünden. Auch der FWF müsse Forschungsförderungen massiv zurückfahren, "wovon gerade der wissenschaftliche Nachwuchs betroffen ist". Schon jetzt sei "evident", dass die jungen Forscher ins Ausland abwandern, der "Brain-Drain" müsse im Interesse des Landes gestoppt werden.

Im Wissenschaftsministerium versucht man zu beruhigen. "Dass die Gespräche ins Stocken geraten sind, können wir nicht nachvollziehen", heißt es aus Mitterlehners Büro. "Wir führen gute und konstruktive Gespräche mit dem Finanzministerium und hoffen, mit unserem Finanzierungsplan auch durchzukommen."

Noch bleibt Zeit. Finanzminister Michael Spindelegger will seine Budgetrede am 29. April halten.