Duell zwischen Erneuerern und Traditionalisten
Von Josef Gebhard
Es ist eine Situation, die Wiener Wirtschaftsbund-Funktionären bisher völlig fremd war: Im Stundentakt erhalten sie dieser Tage Anrufe von Kollegen, die sie von der richtigen Stimmabgabe am Montag überzeugen wollen. Denn mit Robert Bodenstein und Walter Ruck rittern erstmals zwei Kandidaten um den Chefposten im ÖVP-nahen Wiener Wirtschaftsbund, der nach dem Rückzug von Brigitte Jank frei wird.
Selbst Insider wagen keine Prognose, wen die mehr als 200 Wahlberechtigten Montagabend bei der Landesgruppenhauptversammlung küren werden. Fix ist nur: Der Sieger wird Jank demnächst auch an der Spitze der Wirtschaftskammer beerben.
Schädliches Pickerl
Eines eint die Kandidaten: Gegenüber dem Rathaus wollen sie selbstbewusst auftreten. "Die Wirtschaft agiert auf Augenhöhe mit der Gemeindepolitik", betont Bodenstein. Ruck wird in seinem Programm konkreter: "Parkpickerl, Gebührenerhöhungen und Bürokratie schädigen unseren Standort. Es ist Zeit gegenzusteuern."
Wer auch immer das Rennen macht: Bei der Wirtschaftskammer-Wahl 2015 wird ihm scharfer Wind entgegenblasen. Bereits jetzt sind einige schwarze Funktionäre zu den Neos übergelaufen. Tritt die neue Partei nächstes Jahr an, könnte die absolute Mehrheit des Wirtschaftsbunds wackeln. 2010 erreichten die Schwarzen 50,3 % der Stimmen, was aufgrund der Wahlarithmetik noch für eine satte Mandatsmehrheit reichte. Eine solche ist laut Beobachtern aber keine ausgemachte Sache mehr.
Zur Person: Die beiden Kandidaten
Geboren 1963, Absolvent der Hotelfachschule "Modul" und akademischer Unternehmensberater. Zahlreiche Projekte im Bereich Consulting für Tourismus und Handel. Fachgruppenobmann Unternehmensberatung und IT.
Geboren 1963, Studium an der TU Wien (Bauingenieuerwesen), Baumeister und Geschäftsführer der W. Ruck GmbH, Sachverständiger, Innungsmeister der Landesinnung Bau Wien, Spartenobmann Gewerbe und Handwerk.