Politik/Inland

Die Bürgermeister der Türkenbelagerungen

Zweimal belagerten türkische Heere die Stadt Wien. Die jeweiligen Bürgermeister blieben in der Stadt, verhielten sich couragiert und verteidigten ihr Wien erfolgreich. Wenn auch das Schicksal in einem Fall auf tragische Weise zuschlug.

Nur wenige Monate nachdem Wolfgang Treu im Jahr 1528 zum Bürgermeister bestellt wurde, scheiterten die Verhandlungen zwischen einer habsburgischen Gesandtschaft und Sultan Suleiman II. Ein Krieg mit dem osmanischen Reich war unausweichlich geworden. Im Mai 1529 machte sich ein Heer aus 300.000 Mann von Konstantinopel aus auf den Weg. Kaiser Ferdinand erkannte, dass ein Fall Wiens seine Länder in Gefahr bringen würde, stand der Situation aber praktisch hilflos gegenüber. Viele Bürger, darunter auch einige Ratsmitglieder, verließen Wien – nicht so Bürgermeister Treu. An Munition, Waffen und Lebensmittel herrschte kein Mangel, aber bei einer Begehung der Befestigungsanlagen musste man feststellen, dass diese in einem desolaten Zustand waren. Die Vorstädte waren ohnehin nicht zu halten und auch um die Stadtmauern war es nicht gut bestellt.

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Rund um den 26.September war der Aufmarsch der Türken abgeschlossen, die Verteidigung der Stadt lag in den Händen von Niklas Graf Salm. Drei Wochen wogte der Kampf hin und her. Von Bürgermeister Treu wird berichtet, dass er sowohl auf den Befestigungswällen als auch bei den Verwundeten in den Spitälern anzutreffen war. Als bei einer Großoffensive der Türken beim Kärntnertor eine Mine eine 80m breite Bresche schlug, konnten die Verteidiger nur unter hohen Verlusten ein Eindringen der Türken verhindern. Doch dann geschah das Überraschende: Sultan Suleiman II brach seine Zelte ab und gab die Belagerung auf. Treu, seine Ratsherren und Bürger feierten den Sieg mit einem Gottesdienst im Stephansdom. Zwei Tage später rückte das Entsatzheer in Wien ein. Wolfgang Treu starb im Jahr 1540.

Zweite Türkenbelagerung

Johann Andreas Liebenberg hatte sich als Stadtrichter während der Pestepidemie 1679 besonders verdient gemacht. Zum Dank dafür machte man ihn zum Kaiserlichen Rat, 1680 trat er das Amt als Wiener Bürgermeister an. Drei Jahre später führte Kara Mustapha wieder ein großes osmanisches Heer Richtung Wien.

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Wie schon während der ersten Türkenbelagerung setzten sich Hof, Adel und reiche Bürger rasch ab. Die Verteidigung organisierten Bürgermeister Liebenberg und Stadtkommandant Ernst Rüdiger von Starhemberg, eilig wurden Befestigungen verstärkt, Munition und Lebensmittelvorräte angehäuft. Liebenberg leitete persönlich die Schanzarbeiten, organisierte die Bürgerwehr und sorgte für Proviant. Die Kampfhandlungen verliefen so, dass bald klar wurde, dass Wien nur durch einen Entsatz eines Heeres von außen zu retten war. Zudem erkrankte Liebenberg im August 1683 schwer und lag darnieder. In der Nacht von 9. auf 10. September 1683 ist Johann Andreas Liebenberg gestorben - allerdings im Wissen, dass das Heer von König Sobieski schon am Kahlenberg zum Entsatz bereitstand.