"Wahlkampf war zu lange zu spaßig"
Von Maria Kern
Die Grünen sind nach wie vor damit beschäftigt, zu eruieren, warum sie ein Minus kassiert haben – und zu erklären, warum Maria Vassilakou ihr Versprechen nicht eingelöst hat. Die Parteichefin bleibt ja im Amt, obwohl sie vor der Wien-Wahl erklärt hatte, bei einem Verlust abzutreten.
Vassilakou-Entschuldigung
Im Internet formieren sich bereits Gruppen, die Vassilakous Rücktritt fordern. In der Partei stellte sich die überwiegende Mehrheit Montagabend aber hinter die Chefin. In der Sitzung der Landeskonferenz gab es 25 Pro- und nur zwei Kontra-Stimmen. Es gab aber Kritik an Vassilakous Wenn-Dann-Ankündigung. Neubaus Bezirksvorsteher Thomas Blimlinger sagte zum KURIER: "Die Ansage war ein Fehler." Damit solle man es jetzt aber bewenden lassen. Vassilakou solle weitermachen. Die Gescholtene entschuldigte sich gestern via ORF-Radio und sagte: "Ich hätte nicht damit öffentlich spekulieren sollen."
Neos unterschätzt
Blimlinger will zwar, dass Vassilakou bleibt, verhehlt aber nicht, dass er mit dem Wahlkampf nicht zufrieden war. Dieser sei "zu lange zu spaßig" gewesen. Vielleicht habe man damit Junge ansprechen wollen, "aber selbst meine 19-jährige Tochter hat die Plakate nicht lustig gefunden". Und wenn ein Thema – die Flüchtlinge – plötzlich alle anderen in den Hintergrund rücke, müsse man "politisch und strategisch reagieren. Das haben die Grünen zu spät gemacht." Zudem habe seine Partei "die Neos unterschätzt". Die Grünen haben nicht nur an die SPÖ, sondern auch an die Pinken Wähler verloren. Blimlinger: "Sie haben das Asset, das die Grünen vor 30 Jahren hatten. Sie sind eine neue Partei. Das Neue zieht mehr als das Althergebrachte." Im Grünen-Wahlkampf habe es "keine klare Strategie" gegeben, wie man sich mit den Neos auseinandersetzen solle.
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