Rot-Grün: Letzter Anlauf für Neuauflage
Von Elias Natmessnig
Die Verhandlungen um eine neue Wiener Stadtregierung dürften sich auf den letzten Metern ordentlich zäh gestalten. Von Mittwoch auf Donnerstag wurde bis spät in die Nacht diskutiert, am Ende blieb man ohne Ergebnis. Deshalb ging das Ringen heute in der Chefrunde ab den Mittagsstunden weiter. Offiziell halten sich die beiden Parteien freilich weiterhin mehr als bedeckt. Unter der Hand hört man allerdings, dass am gestrigen Mittwoch bereits "einiges aus dem Weg geräumt" worden sei
Während in den anderen Rathausbüros nach und nach die Lichter ausgingen, rangen die Roten und Grünen im roten Salon des Rathauses gestern um eine Einigung. Die beiden Verhandlungsteams wurden angeführt von Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) und Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne), flankiert von ihren Klubobleuten und Parteimanagern.
Parallel zum Verhandlungsteam saßen je drei Mitarbeiter von Rot und Grün in den roten Klubräumlichkeiten am Regierungsprogramm. Jede halbe Stunde wurden Ergebnisse aus dem roten Salon an die Arbeitsgruppe weitergegeben. Diese arbeiteten die neuesten Erkenntnisse live in das Koalitionspapier ein. Sogar der Umschlag des Programms wurde parallel schon erstellt. Hochbetrieb herrschte auch in den Ressorts. Bei Fachfragen wurden immer wieder die Experten der beiden Parteien herangezogen. Jeder Satz wurde auf Punkt und Beistrich geprüft, bevor er in das Abkommen übernommen wurde. Im Vergleich zum ersten Programm vor fünf Jahren war man so viel präziser. Während Themen wie Wissenschaft, Bildung oder Öffis am späten Nachmittag erledigt waren, spießte es sich bei den altbekannten Punkten. So gab es etwa beim Verkehr erneut Gesprächsbedarf, ebenso bei den Werbeausgaben der Stadt.
Weitere Verzögerungen
Um 18 Uhr gab es erst die zweite Pause. Doch aus den Gesichtern der Verhandler lies sich kein positiver Trend ablesen. Während sich die Rathausgänge leerten, wurde weiterverhandelt. Um halb 9 wurden die ersten Pizzen geordert, die Verhandler stellten sich auf eine lange Nacht ein. Um halb eins ging man dann ohne Ergebnis auseinander. Damit blieb auch die Frage, wer schlussendlich welche Posten besetzt, ungelöst. Die Grünen beharrten auf einen zweiten Stadtrat, für Bürgermeister Michael Häupl ein "No-Go".
Zeitdruck
Eigentlich wollte man in dieser Nacht das Koalitionsabkommen fertig verhandeln, nun muss man noch eine Nacht drüber schlafen. Viel Zeit bleibt den Parteien nun allerdings nicht mehr. Als letzte Hintertüre gibt es eine Verhandlungsrunde am Donnerstag. Scheitert auch diese, ist die Neuauflage von Rot-Grün wohl vom Tisch. Einigt man sich doch, soll bereits am Samstag die grüne Basis den Koalitionspakt bei der Landesversammlung absegnen. Zwei Tage später sind dann die zuständigen Gremien der SPÖ an der Reihe.