Heinz-Christian Strache: "Ich bin bereit"
Der KURIER sprach mit dem Freiheitlichen Bürgermeisterkandidaten Heinz-Christian Strache über den Wechsel von Ursula Stenzel von der ÖVP zu den Blauen sowie über seine Pläne und sein Schattenkabinett, sollte er Wiener Stadtchef werden.
KURIER: Zuletzt haben Sie über Stronach-Leute gesagt: "Jemand, der von einer Partei zur anderen wechselt und das offenbar nur, um der eigenen, egozentrischen Person Jobvorteile zu verschaffen, ist bei uns fehl am Platz." Was ist bei Ursula Stenzel anders?
Heinz-Christian Strache: Ursula Stenzel ist von der ÖVP nicht fair behandelt worden. Daraufhin habe ich mich bei ihr gemeldet. Wir hatten dann mehrere Gespräche, wo wir festgestellt haben, dass wir in vielen Bereichen übereinstimmen. Die Stronach-Leute, die weiß Gott wie oft den Klub gewechselt haben, hätte ich nicht aufgenommen.
Wird Stenzel auch stadtweit plakatiert, um der FPÖ ein neues Image zu verleihen?
Sie wird auf Foldern und Inseraten drauf sein. Auf den Plakaten ist das Duell Häupl – Strache vorrangig. Sie wird aber am Freitag am Viktor-Adler-Markt auftreten.
"Ich glaube, dass die Zeit für die SPÖ abgelaufen ist. Sie ist ungenießbar geworden für diese Stadt", haben Sie 2010 zum Wahlabschluss gesagt. Waren Sie damals von den Wienern enttäuscht, als es anders kam?
Die Wiener haben damals mit einem Plus von zwölf Prozent für die FPÖ ein sehr deutliches Signal gesetzt, das Häupl nicht ernst genommen hat. Im Unterschied zu Hans Niessl im Burgenland.
Wünschen Sie sich ein direktes TV-Duell mit Häupl?
Wir schlagen das seit Monaten vor, aber offenbar traut er sich nicht. Überhaupt ist er in Wien nicht mehr präsent.
Häupl seinerseits wirft Ihnen vor, nur alle fünf Jahre vor der Wiener Wahl aufzutauchen.
Das zeigt, wie weit Häupl weg ist von der Realität. Nicht erst seit fünf Jahren bin ich regelmäßig bei den Menschen. Häupl sehe ich da nie.
Aber wären Sie es Ihren Wählern nicht schuldig, selbst im Landtag zu sitzen?
Als Bürgermeister werde ich immer im Landtag sein. Aber nur in dieser Funktion, weil ich ausschließlich als Bürgermeister etwas verändern kann.
Selbst wenn Sie Erster werden – derzeit gibt es keinen Koalitionspartner für Sie.
Wenn wir stärkste Kraft werden, wird in der Wiener SPÖ kein Stein auf dem anderen bleiben. Es wird parteiinterne Gravitationskräfte geben, die zur Vernunft drängen werden.
Durch Österreich zieht gerade ein Flüchtlingsstrom. Was wollen Sie als Bürgermeister tun?
Als Bürgermeister kannst du hier nicht viel tun. Als Kanzler könntest du hier schon etwas tun. Heftig zu kritisieren ist aber das Versagen der Europäischen Union. Die muss ihren Verpflichtungen nachkommen.
Zuletzt gingen in Wien 20.000 Menschen für eine bessere Versorgung der Flüchtlinge auf die Straße. Hunderte halfen auf Bahnhöfen. Sind das alles linke Gutmenschen?
Ich freue mich für jeden, der diese Solidarität lebt. Ich nehme aber auch jeden ernst, der nicht so naiv ist, zu glauben, dass das alles Flüchtlinge im Sinne der Genfer Konvention sind. Und dass dahinter Probleme stehen und sich vielleicht auch Islamisten einschleusen.
Würden Sie das Aufnahmezentrum Erdberg zusperren?
Ich habe gesagt, dass Erdberg nicht gut ist, weil genau in einem Ballungszentrum mit Menschen auf so engem Raum Konflikte entstehen. Ich höre, wir haben dort nur wenige unbegleitete Minderjährige.
Würden Sie die Mariahilfer Straße zurückbauen?
Ich würde dazu eine verfassungskonforme Volksbefragung sicherstellen, bei der über den Rückbau abgestimmt wird.
Zum Wiener Arbeitsmarkt finden sich wenige Lösungsvorschläge von der FPÖ. Da gibt es aber die Ansage, den Arbeitsmarkt temporär gegen Ausländer abzuschotten. Was heißt das?
Wien wurde durch die Gebührenerhöhungen zu einem Standort gemacht, der unattraktiv ist. Ich würde, so wie im Burgenland, schauen, dass wir in Wien nach dem Best- und nicht nach dem Billigstbieterprinzip vorgehen.
Bevorzugung echter Wiener bei der Wohnungsvergabe, steht in Ihrem Wahlprogramm. Wer ist für Sie ein echter Wiener?
Wir wollen österreichische Staatsbürger bei der Vergabe bevorzugen, gleich welchen Migrationshintergrund sie haben. Entscheidend muss auch die vorhandene Integration sein. Also Deutschkenntnisse als Kriterium.
Ein großes Geheimnis macht die FPÖ noch um die potenziellen Regierungsmitglieder. Welches Personal bieten Sie an?
Als Vizebürgermeister geht Johann Gudenus ins Rennen. Als Finanzexperten haben wir viele Persönlichkeiten, von Eduard Schock bis zum Steuerrechtsexperten Hubert Fuchs.
Und Gesundheit?
Da liegt in Wien viel darnieder. Wir erleben gerade ein Fiasko beim Krankenhaus Nord. Da gibt es viele weitere Probleme, wie die Drei-Klassen-Medizin oder den Abbau von Ärzten. Für uns geht hier Prim. Günter Koderhold, Onkologe in Hietzing, ins Rennen.
Das sind bereits Ihre fixen Kandidaten für diese Ämter?
Das sind Möglichkeiten.
Und wer wird Stadtschulratspräsident, Maximilian Krauss?
Nein. HC Strache als Bürgermeister. Weil ich bin bereit, Verantwortung zu übernehmen, so wie es in der Verfassung festgeschrieben ist, dass der Bürgermeister auch Stadtschulratspräsident ist.
Amtsführender Präsident?
Das ist ja genau der Punkt. Ich frage mich, warum wir den Häupl haben. Ich würde als Bürgermeister hier die Verantwortung leben.
Sie kritisieren die Finanzsituation. Würden Sie auch bei der Ressortverteilung in Wien sparen?
Bei der, unter Rot-Grün exorbitant gestiegenen Stadtverschuldung kann man über größere Ressorts nachdenken. Aber man muss auch woanders sparen, und zwar bei den parteinahen Vereinen.
Vielleicht sei es sogar eine "heimliche neue österreichische Bundeshymne", auch als Wiener Landeshymne kann sich FPÖ-Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache seinen Wahlkampfsong vorstellen: Am Mittwochabend präsentierte er gemeinsam mit Neuzugang Ursula Stenzel vor wehendem Österreich-Fahnen-Meer im Prater die freiheitliche Hymne "Immer wieder Österreich".
"Es ist eine wundervolle, schöne Musiknummer, die wirklich ins Ohr geht und wirklich im positiven Sinn die Gefühle der Menschen anspricht", meinte Strache. Seinen Bühnenauftritt vor der eingeschworenen Fangemeinde nutzte er dann vor allem auch, um Stenzel noch einmal vorzustellen. "Sie ist wirklich eine Ikone. Es ist eine Freude und Ehre", lobte er.
Stenzel: "Eine Art Heimkehr"
Diese revanchierte sich für die gestreuten Rosen, trank ein Bier mit dem Spitzenkandidaten, schwenkte eine Österreich-Fahne und sang fleißig mit. "Ich fühle mich hier sehr wohl, weil das für mich eine Art Heimkehr ist", meinte sie. Immerhin sei sie in der Leopoldstadt aufgewachsen, erklärte die Bezirksvorsteherin, die für diesen Auftritt sogar ein bisschen Wiener Dialekt auspackte. "Liebe Freunde, so darf ich sie bereits nennen, weil ich Wien liebe, trete ich gerne an der Seite von HC in den politischen Kampf", adressierte sie das Publikum und erntete dafür einigen Applaus.
Auch von der von Werner Otti interpretierten Hymne zeigte sie sich begeistert: "Es ist ein Ohrwurm, der uns bis zum Erfolg am 11. Oktober begleiten wird." Dabei spielt Wien in dem Lied gar keine Hauptrolle, zunächst geht es um Österreich bevor sich eine Strophe und schließlich auch der Refrain der Bundeshauptstadt widmen: "Bleib' mei Heimat, du mein Wien/ Ich halt' immer zu dir, mein Wien/ Du bleibst in meinem Herzen drin/ für immer und ewig."
Im inzwischen ebenfalls veröffentlichten Video ist unter anderem Strache zu sehen, wie er den Großglockner erklimmt. "Ich bin ja kein Sänger", betonte der Spitzenkandidat. Am Mittwochabend ließ er sich dennoch nicht abhalten und sang ebenfalls kräftig mit. Auch für die Zukunft stellte er weitere musikalische Projekte wie den einen oder anderen Rap in Aussicht.