"Häupl bleibt Bürgermeister, Strache wird nichts"
Von Josef Gebhard
Das Duell zwischen Heinz-Christian Strache und Michael Häupl droht den Grünen wertvolle Stimmen zu kosten. Das wird auch bei der KURIER-Telefonsprechstunde mit der grünen Spitzenkandidatin Maria Vassilakou deutlich: "Was Ihr in der Koalition gemacht habt, war extrem gut", lobt ein Anrufer die Vizebürgermeisterin. "Jetzt könnte aber Strache erster werden und ich schwanke, ob ich doch lieber die SPÖ wählen soll, um das zu verhindern."
"Ich weiß, dass es vielen so geht", antwortet Vassilakou. "Es ist aber jetzt schon der dritte Wien-Wahlkampf, der zum Duell zwischen Häupl und Strache erklärt wurde. Ich kann Ihnen versichern: Häupl bleibt Bürgermeister – nicht zuletzt deshalb, weil er mit unseren Stimmen rechnen kann – und Strache wird nach der Wahl gar nichts, nicht einmal Gemeinderat." Womit Vassilakou schon bei ihrer Wahlempfehlung wäre: "Nur mit einem guten grünen Wahlergebnis gibt es die Garantie, dass Rot-Grün fortgesetzt wird. Daher meine Bitte: Wählen Sie grün." – "Ich glaube, Sie haben mich überzeugt", verabschiedet sich der Anrufer.
Den nächsten plagen ähnliche Entscheidungsnöte: "Ich schwanke zwischen Grünen und Neos. Die Neos wollen die bestehenden Strukturen aufbrechen, die Grünen haben dafür in den vergangenen Jahren zu wenig gemacht", hält er Vassilakou vor.
Mühen der Ebene
"Es ist leicht, in einer Wahlkampf-Kampagne frischen Wind zu versprechen", antwortet diese. "Aber wenn die Mühen der Ebene kommen, wird es schon schwieriger: Proporz und Parteibuchwirtschaft zu beseitigen, den die SPÖ in Wien über Jahrzehnte aufgebaut hat, geht nicht über Nacht. Da braucht es ein ordentliches Durchhaltevermögen", schildert Vassilakou ihre Erfahrungen aus den vergangenen fünf Jahren in der Regierung. Immerhin habe man es aber zum Beispiel geschafft, die Verlängerung des Vertrags mit dem Compress-Verlag zu verhindern, der für die Stadt Auslandsbüros betreibt. "Damit haben wir 140 Millionen Euro einsparen können." Dem Anrufer gibt sie aber auch noch eine taktische Entscheidungshilfe auf mit auf den Weg: "Nach der Wahl in Oberösterreich ist unklar, ob die Neos in Wien überhaupt den Einzug in den Landtag schaffen. Wenn Sie die Neos wählen, laufen Sie also Gefahr, Ihre Stimme zu verschenken."
Ob sie ausschließen könne, dass nicht erneut ein grüner Mandatar zu einer anderen Partei überläuft, will der Leser noch von Vassilakou wissen: "Ja, auch wenn es immer schwer ist, für andere Menschen Garantien abzugeben", sagt sie. "Auch beim Kollegen Senol Akkilic hätte ich nie gedacht, dass er das tut. Aber wenn ich mir unsere jetzige Kandidatenliste anschaue, finde ich da nur Freunde und Weggefährten über viele Jahre."
Deutlich weniger gut auf Vassilakou zu sprechen ist eine etwas ältere Anruferin: "Es ist schön und gut, dass die Öffi-Jahreskarte billiger wurde. Ich aber brauche keine. Und für den Senioren-Fahrschein muss ich jetzt 2,80 Euro statt 2,20 Euro zahlen", sagt sie verärgert. "Vereinzelt ist es tatsächlich so, dass es für Gelegenheitsfahrer teurer geworden ist", räumt die Vizebürgermeisterin ein. "Für die große Masse wurde das Öffi-Fahren aber billiger", betont Vassilakou und verweist auf die bereits 650.000 Jahreskarten-Besitzer. Die Anruferin kann das freilich nur wenig überzeugen.
Grüne Pläne
"Gratuliere zur neuen Mariahilfer Straße. Sie gefällt mir sehr gut", sagt eine etwas freundlicher gesinnte Anruferin. Sie will wissen, ob es in den nächsten Jahren weitere ähnliche grüne Projekte geben werde. "Unser Ziel ist ein verkehrsberuhigtes Zentrum oder zumindest ein Grätzel in jedem Bezirk", kündigt Vassilakou an. "Überall dort, wo das vertretbar und machbar ist, wollen wir das in Angriff nehmen."
Sorgen macht sich die Leserin vor allem um die Verkehrssicherheit auf den Plätzen vor Schulen. Darum will sich Vassilakou umgehend kümmern: "Schicken Sie mir bitte ein Mail mit den gefährlichen Stellen."