Politik/Inland

Wenn Bürger zu Stadtplanern werden

Die Neos wollen die Wiener Amtsstuben öffnen – in mehrfachem Sinn. Sie wollen ein umfassendes Transparenzgebot, und sie wollen die Bürger in die Gestaltung der Stadt einbeziehen.

Symbolisch für gelebte Offenheit hält Neos-Wien-Chefin Beate Meinl-Reisinger am Donnerstag ihre Pressekonferenz im öffentlichen Raum ab. Neos-Mitarbeiter stellen Fotos von Wiener "Kaluppn" und "Gstetten" auf, ein Pult, ein Mikrofon, in wenigen Minuten sind ein paar Quadratmeter unter schattigen Bäumen auf dem Schwedenplatz zur Polit-Bühne umfunktioniert. Meinl-Reisinger hebt an: "Jeder von uns kennt das. Man geht an Gstettn vorbei und denkt sich: Da g’hört was g’macht. Man hat eine Idee. Aber in Wien gibt es keine Stelle, wo man seine Ideen los werden könnte." Passanten stoppen, hören zu, einer holt sich ein Prospekt. "’Tschuldigung, Bürger gehen vor", sagt Meinl-Reisinger, unterbricht die Pressekonferenz, um dem interessierten Herrn "nextwien" zu erklären.

300 Ideen binnen zwei Monaten

Auf nextwien.at kann jeder Ideen einreichen, egal, ob kleine fürs Grätzel oder große für die ganze Stadt. 300 Ideen sind in den letzten beiden Monaten eingetrudelt, im August läuft die Sammelphase noch. Phase 2: Neos clustert die Ideen zum selben Thema und präsentiert sie so, dass sie – wieder mit Bürgerbeteiligung – bewertet werden können. Im November werden die Top-10-Ideen gewählt, dann auf Machbarkeit geprüft. "Diese Aktion endet nicht mit dem Wahlkampf. Wir nehmen die Projekte mit ins Rathaus, am besten in die Regierung. Ansonsten werden wir im Gemeinderat Druck für deren Umsetzung machen", sagt Meinl-Reisinger. Unter den bisherigen Ideen: eine Highline wie in New York (ein Park auf einer alten Hochbahntrasse) auf alten Stadtbahnbögen in Döbling. Meinl-Reisinger outet sich als Fan des Donaukanals und nennt ihre persönliche Wunsch-Idee: Die Praterstraße solle über eine breite Flanier-Brücke am Schwedenplatz andocken und 1. und 2. Bezirk zusammenführen.