Politik/Inland

Wie wir ein Leben auf Kosten der nächsten Generation vermeiden

Dass Österreich kein Musterschüler beim Klimaschutz ist, ist bekannt. Weniger bekannt ist, dass wir auch bei anderen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen, die 2015 in Form gegossen und verabschiedet wurden, nicht so gut dastehen. 17 Ziele wurden definiert, vom Kampf gegen Armut, Zugang zu medizinischer Versorgung, Bildung, Gleichberechtigung, bis zur Frage von nachhaltigem Wachstum, Produktion und Konsum.

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„Wir sind im weltweiten Vergleich auf Platz neun, haben aber in einzelnen Bereichen sehr viel Luft nach oben“, erklärt Nachhaltigkeitsministerin Elisabeth Köstinger anlässlich einer Konferenz, die am Mittwoch und Donnerstag in Wien stattfand.

Dabei ging es, grob verkürzt, um eine grundsätzliche Frage, die relativ neu ist und Jahr für Jahr brisanter wird: Wie kann es unendliches Wachstum auf einem Planeten mit endlichen Ressourcen geben?

Gleich vorweg: Einfach sind die Antworten nicht – aber es gibt Lösungsvorschläge. „Ich sehe es als einen Erfolg, dass wir überhaupt auf politischer und europäischer Ebene darüber reden“, findet der Nachhaltigkeitsforscher Fritz Hinterberger, der sich seit Jahrzehnten mit dieser Frage beschäftigt. „Noch dazu im Rahmen des österreichischen EU-Ratsvorsitzes.“

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Aber zuvor noch Ministerin Köstinger: Sie sieht den Klimaschutz als „größte Herausforderung unserer Generation“. Im Rahmen des EU-Vorsitzes sei man am Schnüren von Klimaschutzmaßnahmen. Als Nachhaltigkeitsministeri“ sehe sie auch die neuen Initiativen zur Plastik-Vermeidung als wichtige Schritte.

Es gebe aber eben auch Bereiche mit „Luft nach oben“: Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung hat alle Staaten auf Einhaltung der UN-Nachhaltigkeitsziele untersucht. Wesentliche Defizite werden Österreich – neben dem mangelnden Klimaschutz – vor allem beim Thema „Nachhaltige Produktion und „nachhaltiger Konsum“ attestiert.

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Reiche hemmen Arme

Die Studie sagt aber auch, dass die Politik der reichen Staaten mitunter negative Übertragungseffekte (spillover) auf ärmere Staaten hat. Etwa dass unsere nicht-nachhaltigen Produkte auf Verschmutzung der ärmeren Staaten basieren, diese aber auch durch unsere unfairen Wettbewerbssteuern leiden. Mehr noch: Der aufkeimende „Nationalismus führt uns eher in die 1930er-Jahre als zur Zielerfüllung für die Nachhaltigkeitsziele 2030“, erklärte Aart De Geus, CEO der Bertelsmann Stiftung.

Der ehemalige UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, Vater der Nachhaltigkeitsziele, kritisiert deutlich: „Nationalismus steht im Widerspruch zu den UN- Nachhaltigkeitszielen.“ Er befürchte, dass „die Staatenlenker gar nicht mehr verstehen, wie es sich in den Schuhen Ärmerer anfühlt“.

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Aber was soll geschehen?

Köstinger sieht zuerst einmal eine nachhaltige Landwirtschaft als Erfolgsfaktor. Und sie kündigt eine Reform des Ökostromgesetzes an, für mehr heimische, erneuerbare Energie. Zudem arbeite Brüssel an einer „Bioökonomie-Strategie“: Dazu gehört beispielsweise, dass sich aus Algen Kraftstoffe gewinnen lassen, Kunststoff umfangreicher recycelt wird, und Abfälle in neue Möbel oder Kleidung umgewandelt werden. Oder industrielle Nebenprodukte zu biobasiertem Dünger werden.

Nachhaltigkeitsforscher Hinterberger gibt eine weitere Ideen mit: Damit jeder Mensch einfacher ein nachhaltiges Leben führen kann, könnte man auf jedem Produkt – vom Müsli-Riegel bis zum Auto – genau ausweisen, wie viel Kohlendioxid bei der Produktion entstanden ist, wie viel Wasser und Landfläche und wie viel nachhaltige und nicht-nachhaltige Energie verbraucht wurden. Die Industrie habe längst alle diese Daten.

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