Politik/Inland

Warum sich Grasser „großzügig“ zeigte

Seit zwei Tagen stehen im Schwurgerichtssaal Lesungen aus den Tagebucheintragungen von Walter „ MeischiMeischberger auf dem Programm. Seine emotionalen Beobachtungen von damals trägt er pathetisch vor. Meischi setzt bewusst Auf und Abs in der Stimme und legt rhythmische Pausen ein.

In epischer Breite darf der Zweitangeklagte seine Eindrücke schildern. In zwei Verhandlungstagen wurde gerade mal ein Monat der heißen Phase im Oktober 2009, als der Buwog-Deal bekannt wurde, zwischen Richterin Marion Hohenecker und dem Ex-Lobbyisten durch besprochen. Für diese Geduld sei Meischberger „sehr dankbar“, versicherte er der Richterin. Ob Meischis Charmeoffensive Wirkung zeigt, bleibt offen.

Ein zentraler Punkt in der Anklageschrift ist eine Krisensitzung, an der auch Karl-Heinz Grasser und Immobilien-Mann Ernst Karl Plech teilnahmen. Und das, obwohl Meischberger jüngst sagte, dass Grasser in diesen Tagen „ziemlich sauer“ auf ihn war und auch er selbst „daran dachte, ihm die Freundschaft aufzukündigen“.

Krisensitzung mit KHG

In seinem Notizbuch schildert Meischberger, dass die Staatsanwaltschaft auf Unterlagen wartete. Die Schlüsselpassage über das Meeting lautet so: „In diesem Schriftsatz ist wohl der Sukkus der wirklichen Gefahren zu behandeln. Das sind die Mandarin-Überweisungen, ebenso wie die Immobilieninvestitionen.(...) Verträge sind zu finden und abzuschließen. (,,,) Die gute Nachricht ist, dass Geri Toifl eine gute Chance sieht, mit vier Millionen Euro die Steuerschuld zu begleichen. Die Summe würde aufbringbar sein, vielleicht ohne mein Haus zu verkaufen. (...) Karl-Heinz spricht die Summe immer wieder an, er verhält sich aber großzügig. Letztendlich liegt es aber bei Ernst. “

Warum sind die Mandarin-Überweisungen und die Immobilien-Deals die wirklichen Gefahren?, will die Richterin wissen. „Auch KHG machte Geschäfte mit Mandarin. Das wollte ich nicht aussagen. Bei den Immobiliendeals hatten wir kein gutes Gefühl, wenn wir zum Staatsanwalt gehen und sagen, es gab nur eine mündliche Vereinbarung zwischen mir und Plech“, rechtfertigt sich Meischberger.

Die Passage, dass „Verträge zu finden sind“, erklärt Meischberger so, dass ihm damals „viele seiner Unterlagen fehlten, weil er eine Hausdurchsuchung hinter sich hatte“. Es fehlten ihm auch viele Informationen, weil Plech Zeichnungsberechtigter beim Konto Karin (dieses Konto rechnet die Staatsanwaltschaft Plech zu, was Meischberger dementiert) war, von dem alle Immobilen finanziert wurden. Außerdem habe er schon vor Jahren „alle Unterlagen, die auf sein ausländisches Vermögen hinwiesen vernichtet“.

Und warum verhält „sich Grasser großzügig“, denn laut Verteidigungslinie hat Grasser mit der ganzen Causa, die angeklagt ist, gar nichts zu tun, wundert sich die Richterin. Meischberger weicht etwas aus und meint, er habe Angst gehabt, dass sein Freund Grasser auf ihn böse sei, wenn er merke, welche Summen da als Provisionen zusammengekommen seien – aber das sei nicht der Fall gewesen. Und präzisiert nach einer Verhandlungspause , er habe „tolerant“ gemeint.

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