Politik/Inland

Lernen von Merkel und Seehofer

Was kann die ÖVP von den deutschen Brüdern im Geiste lernen? Und was diese von ihr? Der heimische Generalsekretär der Christlichsozialen, Hannes Rauch, war zwei Tage unterwegs in München und Berlin. Die Mission: Wie legen CDU und CSU den Wahlkampf an? In Bayern wird ja am 15. September der Landtag neu gewählt, eine Woche später ist Bundestagswahl, sieben Tage darauf Nationalratswahl in Österreich.

Feindbilder

Allerlei Parallelitäten hat Rauch ausgemacht. „Sowohl CDU/CSU als auch wir kampagnisieren ,Chancen statt Schulden‘ bzw. ,Keine neuen Schulden.‘“ Dort wie da werden Rote und Grüne als „Belastungsparteien“ dargestellt. Die bayerische CSU hat plakatiert: „Rot-Grün macht arm!“ Das passe auch auf Österreich, befindet Rauch im KURIER-Gespräch: „Puncto Gebührenerhöhung in Wien.“ Gewundert, nachgerade amüsiert hätten sich die CDU- und CSU-Strategen ob Werner Faymanns Slogan: „Stürmische Zeiten. Sichere Hand.“ Als Fehlgriff hätten sie das qualifiziert: „In schwierigen Zeiten setzen die Bürger auf Parteien mit Wirtschaftskompetenz. Die haben CDU und ÖVP.“

Rauch ortet weiteren Gleichklang. „Auch CDU und CSU machen einen Zielgruppen-Wahlkampf“ – mit Angeboten an die jeweilige Klientel. „Die Mobilisierung der eigenen Sympathisanten ist entscheidend.“ Helfen soll dabei etwas, das schon als reif für das Polit-Ausgedinge galt. „Das Plakat wird wieder wichtig. Die Deutschen setzen stark darauf.“ Weil über soziale Medien Menschen im Alter von 55 plus schwer erreichbar seien; und die seien – hier wie dort – wahlentscheidend.

Einen wesentlichen Unterschied gibt es freilich zwischen der ÖVP und den Schwesterparteien: Angela Merkel ist Kanzlerin, Horst Seehofer bayerischer Ministerpräsident, Michael Spindelegger will erst Regierungschef werden. „Darum sind wir in der Tonalität direkter als Merkel, etwa mit dem Terminus ,Faymann-Steuern‘“, sagt Rauch.

Vorbildhaft ist für Rauch das deutsche „Einladungsmanagement“: „Per Mausklick werden bestimmte Gruppen in einer bestimmten Region erreicht. Ich kann etwa alle, die links und rechts der Donau wohnen, zu einer Veranstaltung einladen, bei der es um das Hochwasser geht.“ Detto werde auf Knopfdruck eruiert, „was im Netz in Blogs gerade Thema ist – und es damit wohl auch in die klassischen Medien schafft. So kann man als Partei schneller reagieren.“ Zudem hätten CDU und CSU ergründet, wer die Polit-Frustrierten sind. Das Resultat: „Je höher die Informiertheit, desto geringer ist die Verdrossenheit, folglich die Bereitschaft, zu wählen. Das werden wir auch für Österreich analysieren – und schauen: Wie in formiere ich die Leute, damit ich sie dann auch für mich gewinnen kann.“