Politik/Inland

Von Gewerkschaft beauftragte Studie: Österreicher besorgt über Arbeitslosigkeit

Die Sorgen und Ängste der Menschen in Österreich haben sich in der Coronakrise verstärkt. Die größten Sorgen machen sich die Österreicherinnen und Österreicher über die steigende Arbeitslosigkeit, die zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich und eine tiefgreifende Wirtschaftskrise. Die Ängste um das Klima haben leicht abgenommen, sind aber noch immer an vierter Stelle und damit nach wie vor groß.

Dieses Bild zeigt eine IFES-Studie im Auftrag der Gewerkschaft GPA-djp, die am Montag von Meinungsforscherin Eva Zeglovits und GPA-djp-Vorsitzende Barbara Teiber präsentiert wurde. Die Studie zum Thema "Lehren aus der Coronakrise" wurde im Mai durchgeführt, befragt wurden 1.000 repräsentativ ausgewählte Personen.

Demnach machen sich 76 Prozent der Befragten Sorgen um die steigende Arbeitslosigkeit sowie um die zunehmende Schere zwischen Arm und Reich. An dritter Stelle steht die Angst vor einer tief greifenden Wirtschaftskrise mit 75 Prozent. Im Vergleich zu einer Umfrage im Jänner sind die Sorgen um die Arbeitslosigkeit (von 61 auf 76 Prozent) und eine Wirtschaftskrise (von 56 auf 75 Prozent) am stärksten gestiegen. Die im Jänner geäußerte Furcht vor einer Klimakrise wurde von Platz eins auf Platz vier verdrängt (von 79 auf 72 Prozent). Zurückgegangen sind die Bedenken bezüglich Digitalisierung der Arbeitswelt (von 47 auf 30 Prozent).

Starker Sozialstaat

Weiters meinen 89 Prozent der Bevölkerung, dass man nur mit einem starken Sozialstaat die Krise gut überstehen kann. Einen wirtschaftlichen Wandel für eine gerechtere Gesellschaft wünschen sich 80 Prozent. Die Gewerkschaft sieht sich durch die Studie auch in ihren Forderungen nach einer Erhöhung des Arbeitslosengeldes und einer Verkürzung der Arbeitszeit bestätigt.

Demnach unterstützen 57 der Gesamtbevölkerung und 59 Prozent der unselbstständig Erwerbstätigen die Forderung nach einer Erhöhung des Arbeitslosengeldes von derzeit 55 auf 70 Prozent des letzten Netto-Monatsbezugs. Die Forderung nach einer Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich unterstützen ebenfalls 57 Prozent der Gesamtbevölkerung und 66 Prozent der unselbstständig Erwerbstätigen.

"Die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Coronakrise auf unsere Gesellschaft sind dramatisch", warnte Gewerkschaftschefin Teiber und forderte von der Regierung Maßnahmen gegen die drohende Sozialkrise. Wer, wie der neue IV-Präsident Georg Knill "jetzt nach einem schlanken Staat ruft, hat nicht die richtigen Schlüsse aus der Krise gezogen", so Teiber. Es brauche jetzt einen starken Sozialstaat, eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes, eine Arbeitszeitverkürzung und die Einführung einer Millionärssteuer.

Die Ankündigung der türkis-grünen Regierung, wonach jeder unterstützt werde, "koste es was es wolle und niemand zurückgelassen wird", gelte offenbar nicht für alle, kritisierte Teiber, dass Arbeitslose nur eine Einmalzahlung erhalten. Das Arbeitslosengeld müsse "nachhaltig und sofort erhöht werden", denn viele Menschen stünden "vor einem finanziellen Desaster".

Arbeitslose seien die größten Verlierer der Krise. Sie verlieren im Schnitt 9.400 Euro im Jahr. Die angekündigte Einmalzahlung von 450 Euro decke nicht einmal fünf Prozent davon ab, rechnete Teiber vor. Die Erhöhung des Arbeitslosengeldes auf 70 Prozent würde den Betroffenen in diesem Beispiel 3.000 Euro im mehr im Jahr bringen.

Wenn man hier nicht nachbessere, werde es "bei vielen einen Wumms machen, aufgrund der finanziellen Bruchlandung", so Teiber in Anspielung auf die Aussagen von Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), der die Ankündigungen der Regierung nach der letzten Regierungsklausur als "Mega-Wumms" bezeichnete.