Verzweifelte Experten fordern umfassende Bildungsreform
Von Bernhard Gaul
Es war für viele Anwesende ein Déjà-vu: Der Verein „Neustart Schule“, initiiert von Industriellen-Kapitän Georg Kapsch, legte in einer Pressekonferenz seine Forderung „an jede neue Regierung“ vor.
Begleitet wurde Kapsch von SPÖ-Urgestein Hannes Androsch, der einst das Bildungsvolksbegehren mitinitiierte, „von dem bis heute nichts umgesetzt ist“, von Raphaela Keller vom Dachverband der Kindergärtner und Hortpädagogen, die seit „1992 die gleichen Forderungen nach einer besseren Ausbildung“ für ihren Berufsstand und mehr Fokus auf die Frühpädagogik legt.
Begleitet auch von Heidi Schrodt, die am Beispiel London auch schon seit Jahren berichtet, wie eine Reform in kürzester Zeit die schlechtesten Schulen in England zu den besten machen konnte.
Mit der Uni-Wien- Wissenschaftlerin Christiane Spiel, die ebenfalls seit Jahrzehnten auf sinnvolle Implementierungen von Reformen drängt und dabei Großteils ungehört bleibt; und begleitet von Gebhard Ottacher, der mit seinem Verein „Teach for Austria“ seit wenigen Jahren Quereinsteiger ins Bildungssystem holt, um frischen Wind in die alten Gebäude zu bringen.
Und den Forscher Wolfgang Lutz, der Bildungsreformen auch als UNO-Vorgabe sieht und betont, dass Bildungspolitik „uns hilft anderen zu helfen“, und daran erinnert, dass eine gute Bildungspolitik ja gleichzeitig Sozialpolitik und Frauenpolitik ist.
Großes Bedauern gab es beim Podium, dass Bildung in diesem Wahlkampf praktisch keine Rolle spielt. „Tatsächlich haben wir ein Schulsystem, in dem 20 Prozent der Schüler die Pflichtschule abschließen, ohne Grundfertigkeiten wie Lesen, Rechnen und Schreiben“ zu beherrschen, betont Georg Kapsch. „Es ist ein Ceterum Censeo seit vielen Jahren“, sagt Kapsch.
Dabei gebe es ausreichend Stellschrauben, die man drehen könne: Mehr Geld ins Bildungssystem, vor allem in die Frühförderung. Ganztagesschulen, am besten verschränkt (abwechselnd Lern-, Lehr- und Freizeiteinheiten), eine gemeinsame Schule bis 14, sagt Kapsch. „Wir brauchen Exzellenzinitiativen auf allen Ebenen.“
Was macht den Experten Hoffnung, dass ihre Ideen und Forderungen auch von der nächsten Regierung, wie immer die aussieht, aufgegriffen werden, will der KURIER wissen? „Wir bleiben hartnäckig und beharrlich“, versprechen Kapsch und Androsch.