Politik/Inland

Das sind die Gewinner und Verlierer der NR-Wahl

Sebastian Kurz als klarer Sieger; dahinter mit dem historisch größten Abstand zur ÖVP die SPÖ unter Pamela Rendi-Wagner; weit abgeschlagen die FPÖ; die Grünen dagegen triumphal zurück im Parlament – sogar Türkis-Grün geht sich aus.

So lautet in groben Zügen das Ergebnis der Nationalratswahl 2019.

Bei herrlichem Herbstwetter waren am Sonntag rund 6,4 Millionen Wahlberechtigte aufgerufen, einen neuen Nationalrat für fünf Jahre zu küren – wenn nicht wieder vorzeitig gewählt wird. Trotz des politischen Erdbebens im Gefolge der Ibiza-Affäre und des Endes von Türkis-Blau blieb die politische Landschaft in Österreich mehr oder weniger stabil.

Die Wahlbeteiligung lag mit 75,5 Prozent klar unter 2017 (80 Prozent), bundesweit traten acht Parteien zur Wahl an. Erstmals wurden mehr als eine Millionen Wahlkarten ausgegeben, daher folgt das amtliche Endergebnis erst am Donnerstag.

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Gewinner: ÖVP

Die Volkspartei unter ihrem Chef Sebastian Kurz (33) schaffte zum ersten Mal seit 53 Jahren die Titelverteidigung – und jubelt über einen „historischen Tag“. Erreichte Kurz 2017 als damals neuer ÖVP-Chef 31,5 Prozent, so legte er dieses Mal auf 37,4 Prozent zu. Das bedeutet 71 Mandate, ein Plus von 9 Sitzen. Die ÖVP-Spitzen betonten vor allem den Vorsprung von 15 Prozentpunkten auf die SPÖ. Kurz dürfte von Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit der Regierungsbildung beauftragt und wieder Bundeskanzler werden. Mit welchem Koalitionspartner ist offen, Kurz hat aber drei Regierungsoptionen. Der FPÖ nahm Kurz fast 260.000 Wähler weg, zeigen Sora-Daten.

Verlierer: SPÖ

Wie in den Umfragen vorhergesagt wurde, muss SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner (48) eine schwere Niederlage einstecken. Entging ihr Vorgänger Christian Kern 2017 mit 26,9 Prozent hauchdünn dem historisch schlechtesten SPÖ-Ergebnis, so ging es mit der SPÖ an diesem Sonntag weiter bergab.

21,8 Prozent lautet das vorläufige Ergebnis (mit Hochrechnung für die Briefwahlstimmen). Umgelegt auf Mandate sind das 41 Sitze im Parlament (minus 11). Parteifreunde zeigen sich schwer enttäuscht, eine wirkliche Personaldebatte gibt es zunächst nicht. Rendi-Wagner blieb das erstmalige Abrutschen auf Platz 3 erspart – ein Mini-Trostpflaster.

Verlierer: FPÖ

Nach den Turbulenzen rund um die Spesenaffäre von Ex-Chef Heinz-Christian Strache musste der neue Parteichef Norbert Hofer (48) zittern, wie weit es in der Wählergunst nun bergab geht. Die Ausgangslage waren 26 Prozent im Jahr 2017. Der Absturz nach Knittelfeld bei der Wahl 2002 auf zehn Prozent blieb Hofer erspart. Er landete jedoch mit 16,4 Prozent hart abgestraft auf Platz 3 (minus 9,6 Prozentpunkte). Das entspricht nur noch 31 Mandaten – ein Minus von 20 Sitzen.

Wie es in der FPÖ weiter geht, dürfte sich in den nächsten Tagen bei den Sitzungen der Parteigremien im Bund und vor allem der Wiener Landesgruppe zeigen. Ein Parteiausschluss von Heinz-Christian Strache steht im Raum. Durch die internen Streitereien bei den Blauen scheint eine neuerliche Regierungsbeteiligung unmöglich – ein Neustart muss her, sagt Hofer. Neben dem hohen Verlust von Wählern an die ÖVP, blieben auch 235.000 Anhänger daheim.

Gewinner: Grüne

Die Grünen mit ihrem Spitzenkandidaten Werner Kogler (57) sind die zweiten großen Gewinner des Sonntags. Schon bei der Europawahl im Mai zeigten sie mit 14,1 Prozent stark auf. Am Sonntag schafften sie mit 14,0 Prozent den ersehnten Wiedereinzug in das Parlament und ihr historisch bestes Ergebnis bei Nationalratswahlen. Die Grünen kommen auf 26 Sitze im Nationalrat.

Nach dem Abschied von Eva Glawischnig und Peter Pilz waren die Grünen bei der Wahl vor zwei Jahren mit lediglich 3,8 Prozent aus dem Parlament geflogen. Ihr bisher bestes Nationalratswahl-Ergebnis schafften die Grünen im Jahr 2013 mit damals 12,42 Prozent.

Gewinner: Neos

Ebenfalls sehr zufrieden kann Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger (41) mit dem Ergebnis sein, auch wenn sich manch Anhänger noch mehr erwartet hatte. Die Neos traten zu ihrer dritten Nationalratswahl an und konnten das Ergebnis von 2017 (5,3 Prozent) klar überspringen. 7,8 Prozent schafften sie an Sonntag und damit 14 Mandate (plus 4 Sitze).

Verlierer: Jetzt – Liste Pilz

Urgestein Peter Pilz (65) zog mit seiner Liste 2017 (damals 4,4 Prozent) in den Nationalrat ein, jetzt muss sich der Ex-Grüne verabschieden. Er schaffte nur zwei Prozent und will Journalist werden.

Verlierer: KPÖ, Wandel

Die beiden Kleinstparteien verfehlten den Einzug ins Parlament ebenfalls klar.