Politik/Inland

Umfrage: Was wir uns 2017 von der Regierung wünschen

"Bildungsreform von unten, nicht von oben"

Hubert Neudorfer, 63, ist pensionierter Lehrer aus OÖ:

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"Als ehemaliger Lehrer und Klassenvorstand blickt man bei Maturatreffen zufrieden, zugegebenermaßen auch mit Stolz, in die Runde ehemaliger Schüler, die erfolgreich ihren Weg gemacht haben. So schlecht kann es nicht gewesen sein, was die Schule geleistet hat. Die Zeiten aber ändern sich.

Individuelle Bedürfnisse müssen mehr gefördert werden, was nicht immer möglich sein wird. Aber wenn man im Elternhaus genügend Förderung zu selbstständigem Denken bekommt und die Fantasie angeregt wird, ist das nicht so schlimm. Für die anderen muss die Schule da sein.

Dazu braucht es nicht nur die engagierten Lehrer, sondern auch ebensolche Schulleiter. Reformen von oben scheinen nicht zu funktionieren – siehe Neue Mittelschule. Vielleicht sollten wir versuchen, das Bildungssystem von unten zu reformieren. Wenn irgendwo etwas ist, von dem andere denken, das wollen sie auch haben, könnte eine erfolgreiche Entwicklung eingeleitet werden.

2017 ist es endlich Zeit für Bundeskanzler Christian Kerns New Deal. Es braucht Entscheidungen, kurzfristige und langfristige. Nicht nur, aber vor allem im Bildungsbereich."

„Asylwerber sollen arbeiten dürfen“

Monika G., 35, ist Polizeibeamtin in Wien:

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„Ich arbeite seit zwölf Jahren als Exekutivbeamtin in Wien, bin viel draußen unterwegs. Von der Regierung wünsche ich mir Lösungen zum Thema Asyl. Es gibt oft Probleme mit Abschiebungen von abgewiesenen oder straffällig gewordenen Asylwerbern, weil ihre Heimatländer sie nicht zurücknehmen. Dann gibt es zwar einen Negativbescheid, aber die Polizei kann nichts tun.

Außenminister Sebastian Kurz hat ja kürzlich vorgeschlagen, diesen Ländern das Geld für die Entwicklungshilfe zu kürzen. Das halte ich für eine gute Idee – irgendwie muss man Druck machen, sonst wird sich nichts ändern.

Persönlich bin ich auch der Meinung, dass es wichtig wäre, dass Asylwerber arbeiten dürfen. Viele wollen das ja auch, dürfen aber nicht, oder nur sehr wenig. Bei denen, die zumindest ein bisschen beschäftigt sind, merkt man, dass sie sich besser integrieren, die Sprache schneller lernen.

Dazu kommt: Wer arbeitet, dem fällt auch weniger Blödsinn ein. Das trifft natürlich auch auf arbeitslose Einheimische zu. Die sieht man dann den ganzen Tag über am Praterstern oder auf den Bahnhöfen.“

„Auf kleine Unternehmer mehr schauen“

Medhat Abdel-Rahman, 61, führt eine Trafik in Wien:

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„Ich wünsche mir vom neuen Präsidenten und vom nicht mehr ganz so neuen Bundeskanzler, dass sie auf die kleinen Unternehmer schauen. Die großen sind natürlich interessanter – die haben viel Geld. Aber die kleinen werden in die Zange genommen. Wir riskieren viel, nehmen Schulden auf, viele müssen zusperren.

Ich komme aus Ägypten, bin seit 36 Jahren in Österreich, und 30 Jahre davon bin ich selbstständig tätig. Ich habe erlebt, wie viele Rückschläge man da einstecken muss. Erst vor einem Jahr ist bei mir eingebrochen worden, da hatte ich ein großes Loch in der Wand. Die Trafiken in der Umgebung sind teilweise am helllichten Tag überfallen worden. Wir müssen uns etwas für die Sicherheit überlegen, da sollte uns die Polizei mehr unterstützen.

Auch auf der Straße fühle ich mich oft nicht sicher. Da erlebt man Überfälle und Betrug, Betrunkene, Schlägereien und andere Frechheiten. Ich sage meinen Kindern, sie sollen in der Nacht nirgends mehr hinfahren, es passiert einfach zu viel. Aber ich will nicht schimpfen, ich bin zufrieden. Meine drei Kinder sind in Österreich geboren und wir wollen weiter hier leben.“

„Politik braucht mehr Mut zur Bewegung“

Sissy Rabl, 25, macht den Master in Anglistik und Journalismus:

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„Als Studentin – oder speziell als junger Mensch – wünsche ich mir, dass die Regierung an der Situation am Arbeitsmarkt und am Pensionssystem arbeitet, damit der Druck auf junge Menschen sinkt. Generell hat Österreich ein gut funktionierendes System, nur muss man weiter daran arbeiten, um auch zukünftig vorn dabei zu sein.

Also fordere ich vor allem eines von Politikern: Mut zur Bewegung.

Ich bin gerade dabei, meine Masterstudien Anglistik und Journalismus abzuschließen. Jeder, der Geisteswissenschaften studiert, fragt sich dann und wann, ob er einmal als Kellner endet. Für meine Zukunft glaube ich trotzdem, dass ich etwas Passendes finde. Wenn’s sein muss im Ausland.

Ich spiele immer mehr mit diesem Gedanken, weil der Jobmarkt in Österreich zumindest im Mediensektor eher gesättigt ist. Da kommen auf eine Ausschreibung 200 Bewerbungen und mehr. Ich hab’ keine Lust, mich am Arbeitsmarkt mit so vielen um das Mindeste zu streiten. Da ich nicht so auf Österreich fixiert bin, macht mir das nichts aus. Aber für jemanden, der unbedingt hier leben will, dürfte das ein Problem darstellen.“

„ Mehr Kindergeld für Alleinerziehende“

Tanja Steinerberger, 38, ist Friseurin und Alleinerzieherin:

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„Von den Politikern wünsche ich mir in erster Linie einmal, dass sie das einhalten, was sie versprechen. Vom neuen Bundespräsidenten bin ich nicht begeistert, aber Norbert Hofer wäre wahrscheinlich auch nicht gescheiter gewesen.

Und noch einen Wunsch habe ich: Dass es leichter wird, Familie und Beruf zu vereinbaren. Ich habe zwei Töchter, bin alleinerziehend, möchte aber auch arbeiten. Es würde Frauen wie mir schon helfen, wenn das Kindergeld für Alleinerziehende höher angesetzt wird als für die, die zu Hause einen Partner haben.

Bei mir ist es oft sehr knapp. So viel Geld, wie ich zum Leben bräuchte, kann ich in meinem erlernten Beruf – ich bin Friseurin – gar nicht verdienen. Und wenn ich mehr arbeite, bleibt weniger Zeit für meine Kinder. Dazu kommt, dass wir am Land zu Hause sind und es dort kaum Kinderbetreuung gibt.

Ich möchte demnächst eine Umschulung machen – ohne Oma, die auf die Kinder aufpasst, würde es nicht gehen. Ich lasse mich gerade beraten, das AMS ist sehr hilfreich. Ich glaube, ich habe gute Chancen, etwas im Sozial- oder Gesundheitsbereich zu finden.“