Politik/Inland

Überarbeitung des Dollfuß-Museums seit Mai geplant

Innenminister Gerhard Karner war noch nicht angelobt, da war er schon mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Karner ist auch Bürgermeister in seiner Heimatgemeinde Texingtal, und hier gibt es ein Dr.-Engelbert-Dollfuß-Museum, das nun in den Fokus gerückt ist.

Karner wird vorgeworfen, das Museum distanziere sich zu wenig vom Austrofaschisten Dollfuß. Generell wurde die ÖVP seit Jahren wegen eines unkritischen Umgangs mit Dollfuß immer wieder kritisiert.

Die Regierung des christlich-sozialen Bundeskanzlers Dollfuß schaltete 1933 das Parlament aus, er schuf mit der Maiverfassung 1934 einen autoritären Ständestaat. Im Juli 1934 wurde er von den Nazis ermordet.

Ehemalige Gedenkdiener verfassten einen offenen Brief mit der Aufforderung an Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Karner nicht anzugeloben. Auch die grüne Abgeordnete Ewa Ernst-Dziedzic und die SPÖ forderten eine Distanzierung Karners vom Austrofaschismus.

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Wie kam es zu dem Museum? Im Juni 1998 eröffnete die Gemeinde das Museum über den 1892 in Texing geborenen Dollfuß in dessen Geburtshaus. Es befindet sich in Privatbesitz, die Eigentümer stellen fünf Räume für das Museum zur Verfügung.

2022 neue Aufbereitung

Auch einige SPÖ-Granden haben das Museum in den vergangenen Jahren besucht, darunter Ex-SPÖ-Innenminister Erwin Lanc (1977 bis 1983). Er schrieb 2002 ins Gästebuch des Hauses: „Meine Hochachtung für die Ausgestaltung dieses Museums, die Historikern gute Einsichten vermittelt.“

Anders sieht das Historikerin Lucile Dreidemy. Im Standard meinte sie, dass bei einem Besuch des Museums – der aber schon zehn Jahre zurückliegt – man den Eindruck habe, dass dort manches „direkt aus den 30ern stammen könnte“.

Karner bestätigt gegenüber dem KURIER, dass er bereits im Mai erste Gespräche über die Umgestaltung des Museums mit Historikern geführt habe. Alexander Hauer, Obmann des Zeithistorischen Zentrums Melk, soll die „zeitgemäße Kontextualisierung“ des Dollfuß-Museums umsetzen. „Wir haben tatsächlich seit Mai darüber gesprochen, weil Karner wollte, dass zum 50-Jahr-Jubiläum der Gemeinde im Jahr 2022 die Überarbeitung fertig sein soll“, so Hauer zum KURIER.

Ein weiterer Vorwurf gegen Karner lautet: Er habe sich 2008 antisemitischer Codes bedient, weil er in einer Presseaussendung der SPÖ vorwarf, sie engagiere „Herren aus Amerika und Israel gegen das Land“. Gemeint war damals Tal Silberstein. Alfred Gusenbauer hatte ihn im Wahlkampf 2007 engagiert. Die ÖVP-NÖ ging damals davon aus, dass Silberstein auch im NÖ-Wahlkampf 2008 zum Einsatz kommen würde.