TV-Duell: Glawischnig gegen Stronach
Von Evelyn Peternel
Die grüne Eva gegen den ergrauten Frank: Heute waren die Chefin der Öko-Partei, Eva Glawischnig, und Neo-Politiker und Milliardär Frank Stronach geladen, sich im ORF-Studio gegenseitig die Meinung zu sagen. Moderiert wurde das heutige Duell der Konfrontationen-Abende von Ingrid Thurnher - und der KURIER war wie immer via Live-Blog dabei.
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Koalitionsfrage:
Abschließend will Thurnher wissen, ob eine Regierungszusammenarbeit vorstellbar wäre - Stronach: "Sie findet mich unsympathisch. Ich kann nicht mit solchen Leuten zusammenarbeiten." Glawischnig kontert, "sie haben mich ja erst heute kennengelernt - außerdem geht's nur darum, ob sich Rot-Schwarz ausgeht oder ob sich etwas Neues ausgeht."
Glawischnig wirft Stronach vor, seinen Wahlkampf nicht korrekt zu finanzieren - auf der Hompage des Rechnungshofes werde seit geraumer Zeit nichts diesbezüglich ausgewiesen. Der darauf: "Ich gebe mein eigenes Geld rein, das schon versteuert ist." Au0ßerdem würde er dreimal so viele Grün-Plakate wie jene seiner Partei sehen.
Cannabis-Freigabe:
Thurner führt einen Punkt an, in dem sich beide Diskutanten überschneiden - die medizinische Freigabe von Cannabis. Glawischnig fragt, ob der Milliardär schon mal selbst Cannabis geraucht habe? "Nein. Aber ich bin für die Freigabe, da kann man besser einschlafen."
Frauen:
Glawischnig hält Stronach dessen Aussage vor, dass diejenigen, die intelligenter wären, auch mehr verdienen würden. Die Schlussfolgerung: Männer seien intelligenter als Frauen. Der Angesprochene erwidert: "Wir haben im Programm, dass Frauen und Männer gleich viel verdienen sollen."
Ob eine Frauenquote der richtige Weg dazu sei? Stronach gibt sich wacklig: "Ich glaube, man braucht in der Öffentlichkeit schon mehr Regeln, um Frauen zu fördern." Die Privatwirtschaft lässt er dezent aus.
Umweltpolitik:
Thurnher will Stronachs Einstellung zu fossilen Brennstoffen und zu den Steuern darauf abfragen. Der zitiert ein Programm aus Kanada namens "grüne Helden", bezeichnet sich auch selbst als solcher. Und meint abschließend: "Man muss schauen, dass das nicht zu Lasten der Frauen geht."
Nahtlos geht der Milliardär zum Thema Berufspolitiker über - Stronach sieht sich selbst nicht also solcher, "ich bin ja überhaupt kein Politiker". Glawischnig hält von dessen Forderung, Politiker müssten nach zwei Legislaturperioden wieder den Hut nehmen, nichts.
Verkehr:
Thurnher geht zum Thema Bahn über - "ein Thema, das die Leute beschäftigt". Die Grünen-Chefin plädiert - erwartbar - für einen Öffi-Ausbau und fragt Stronach, wann er zuletzt mit der Bahn gefahren sei. der schweigt - und fragt Glawischnig erneut, warum sie gern Geld für die Bankenrettung ausgibt.
Thurnher versucht es erneut - und stellt die Frage nach Stronach potentiellem ÖBB-Kauf. Was denn sein erstes Projekt wäre? "Alle SP-Funktionäre ablegen", sagt Stronach. Die Moderatorin fragt danach nach dem Modell Österreich-Card, das in Stronachs Parteiprogramm stünde - der Milliardär scheint sich daran aber nicht zu erinnern. Glawischnig wirft dazu ein, dass die Idee doch aus ihrem Parteiprogramm stamme.
Dazu wirft sie ihm vor, das Wörtchen "Funktionäre" immer wieder falsch zu verwenden - "ich denken da an Funktionäre in Tennisclubs", erläutert sie. Stronachs Reaktion darauf ist eine kleine Abhandlung zum Thema Zwangsmitgliedschaften, wie etwa bei der Wirtschaftskammer. "Das sind nur Bremser."
EU und Euro:
Glawischnig setzt mit dem Euro fort - und vergleicht Stronach in diesem Punkt - anfangs mit einem kurzem Verhaspler, als sie Stronach und Strache verwechselt - mit dem FP-Chef. Der wiederum wirft ihr vor, den ESM mitunterzeichnet zu haben - "warum hat man zu diesen großen Milliardenbeträgen zugestimmt?", fragt er gebetsmühlenartig.
Wirtschaft:
Nun dreht sich alles um die Wirtschaftskompetenz der beiden Kombattanten. Ob die Grünen eine naturgegebene Feinschaft zur Autoindustrie hätten, will Thurnher wissen - Glawischnig verweist auf das Beispiel Oberösterreichs, wo "mit grünen Ideen schwarze Zahlen" geschrieben würden.
Passend zu Oberösterreich schwenkt die Unterhaltung in Richtung Voest um - Stronach moniert, dass die Voest ihre Standorte in die USA verlegen würde. Um gleich auf die Magna zu kommen - und mit Bekanntem fortzusetzen: "Ich habe vier Milliarden investiert..." - auf Thurnhers Unterbrechung, das wissen man doch schon, reagiert er wie gewohnt: "Es gibt Menschen, die haben diese Fakten noch nicht gehört."
Startschuss:
Runde zwei der Konfrontationen - nach dem sanften Duell zwischen Bucher und Strache - ist eröffnet. Gleich zu Beginn werden Überschneidungen und Differenzen zwischen den beiden erwogen. Moderatorin Thurnrher beginnt mit einer Gemeinsamkeit - und zwar der Koalition zwischen Stronach und den Grünen in Salzburg. Parteichef Stronach argumentierte diese nur kurz: "Ich hab' ihnen dort gesagt: Macht's, was das Beste ist für die Bevölkerung."
Danach schwenkt Stronach umgehend um - und konfrontiert Glawischnig mit einer von ihr getätigten Aussage, sie habe in Jugendjahren den selben Wein mit anderem Etikett ausgeschenkt; samt Taferl. Die Grünen-Chefin folgt Stronachs Beispiel: Sie geht darauf nicht ein.
Stattdessen hält sie eine Reihe an Taferln hoch: Stronachs Schloss Reifnitz, Stronach mit Jörg Haider - sie spielt auf den umstrittenen Immobiliendeal Stronachs an, der auch von der Justiz derzeit unter die Lupe genommen wird. Stronach: "Wir haben das bezahlt, was die Gemeinde verlangt hat. Ich glaube, wir müssen Dank dafür bekommen, das Schloss war so heruntergekommen."
Experten:
Heftige Attacken vonseiten des Milliardärs waren ohnedies nicht zu erwarten. Der Polit-Quereinsteiger hatte sich zuletzt schon deutlich gemäßigter präsentiert als zu Beginn des TV-Wahlkampfs – wohl weil es nach den ersten Auftritten Kritik gehagelt hat, etwa nachdem der Austrokanadier die Todesstrafe („für Berufskiller“) gefordert hatte.