Politik/Inland

Faymann vs Stronach: Müdes Mantra gegen milden Macher

Würde der Bundeskanzler die Todesstrafe ansprechen? Würde er den Milliardär im TV-Duell zur Rede stellen?

Donnerstagabend trafen Werner Faymann und Frank Stronach im ORF-Fernsehen aufeinander. Und nachdem der austro-kanadische Parteigründer Stunden zuvor mit seinem Wunsch nach der „Todesstrafe“ Anhänger wie Gegner irritiert hatte (s.u), war die Spannung groß.

In der Debatte wurde dem SPÖ-Chef die Entscheidung abgenommen. Gleich die erste Frage der Moderatorin war die nach der Todesstrafe. Und Stronach hatte Mühe, seine Position zu erklären. „Er selbst ist für die Todesstrafe, sein ganzes Team ist aber dagegen – da bleibt mancher Wähler ratlos zurück“, sagt OGM-Politik-Expertin Karin Cvrtila nach dem Duell.

Auch Mediencoach Gerald Groß fand Stronachs Entschluss nicht unbedingt ideal: „Ich hätte erwartet, dass er einen Rückzieher macht. Eine einsame Position weiter zu verteidigen, das fand ich strategisch falsch.“

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Die Analyse des Duells Spindelegger gegen Bucher finden Sie hier.

Ein Punkt ging freilich an den greisen Milliardär, als er Faymann in die Nähe von Todesstrafen-Befürwortern rückte: „Dem Kanzler Treffen mit Politikern wie Schwarzenegger vorzuwerfen, das war geschickt, weil Faymann irritiert war.“ Damit, sagt Groß, wäre die inhaltliche Ebene Stronachs aber erledigt. Der Austro-Kanadier habe sich als „Meister des Mantras“ geriert. „Er hat Faymann so oft vorgeworfen, die Zukunft verzockt zu haben, dass er an eine Schallplatte erinnerte, die hängen geblieben ist.“ Schon klar, man müsse in TV-Duellen bei den Botschaften bleiben. „Aber man sollte dabei auch eine Breite der Themen zeigen“ – und die hat Groß bei Stronach erneut vermisst.

Das sieht Wahlforscherin Cvrtila ähnlich: „Sobald Stronach weg vom Wirtschaftsthema kommt, schwimmt er.“ Bei der Spindelegger-Debatte habe Stronach Schwächen bei außenpolitischen Themen offenbart. „Und beim Diskurs mit Faymann hatte man das Gefühl, er hat bei Themen wie den Studiengebühren keine Ahnung.“

Anders der SPÖ-Chef. „Faymann war in die Rolle gedrängt, die Sozialpartnerschaft zu verteidigen“, sagt Groß. Aber das sei dem Kanzler sehr recht gewesen, denn: „In dieser Rolle konnte er die Kern-Botschaft deponieren, die da lautet: In wirtschaftlich schweren Zeiten sind wir im nationalen Konsens zusammengestanden – und gut durch die Krise gekommen.“

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Themenführerschaft

„Die Themen waren weitgehend vorgegeben, Faymann konnte wenige selbst setzen“, sagt Ex-Moderator Gerald Groß.

Schlagfertigkeit

„Beim Thema Gewerkschaften und Finanzen geriet der Kanzler leicht in der Defensive“, befundet OGM-Expertin Karin Cvrtila.

Glaubwürdigkeit

Faymann wirkte in der Diskusison durchgehend authentisch, da war nichts gespielt“, sagt Mediencoach Groß.

Themenführerschaft

Stronach ist mit der Situation oft überfordert und schafft es nicht, all seine Themen zu setzen“, sagt Mediencoach Gerald Groß.

Schlagfertigkeit

Stronach hat mit eigenen Fragen versucht, Faymann aus der Reserve zu locken. Das war zumindest überraschend“, sagt OGM-Expertin Karin Cvrtila.

Glaubwürdigkeit

Stronach ist nur bei Wirtschaftsthemen glaubwürdig. Das ist zu wenig“, sagt Cvrtila.

Nach Glawischnig gegen Strache, Stronach gegen Bucher, Faymann gegen Bucher und Spindelegger gegen Stronach, trafen am Donnerstag SP-Bundeskanzler Faymann und Neo-Politiker Frank Stronach - Chef des Team Stronach - aufeinander.

Die Nachlese des Live-Blogs zum ersten TV-Duells:

Es geht los. Es ist ein Match zwischen dem Berufspolitiker Werner Faymann und dem Quereinsteiger Frank Stronach. Das erste Thema hat Stronach selbst geliefert - die Todesstrafe. In einer ORF-Wahlsendung hatte er sich für die Todesstrafe für "Berufskiller" ausgesprochen und damit für Aufregung gesorgt und für Gegenstimmen in seiner eigenen Partei. Stronach verneint, dass ihn seine Mitarbeiter in der Causa "zurückgepfiffen" hätten.

Faymann kontert: "Du sollst nicht töten." Faymann spricht sich - wenig überraschend - entschieden gegen die Todesstrafe aus und spricht von einem traurigen Höhepunkt im Wahlkampf. Von der Todesstrafe kommt Thurnher auf Sexualstraftäter. Es geht um die Relation zwischen der Bestrafung bei Sexualdelikten und bei Vermögensdelikten. Faymann verweist auf eine Arbeitsgruppe der Justizministerin.

Stronach kommt dagegen zurück auf die Todesstrafe und sagt, dass Faymann sich mit Menschen getroffen hätte, die für die Todesstrafe seinen. Er führt den US-Präsidenten Barack Obama und Arnold Schwarzenegger als Beispiele an.

Stronachs Meinung zur Todesstrafe beschäftigt auf Twitter:

Es geht um das Thema Korruption: Stronach greift die Gewerkschaft an. Faymann stößt sich am scharfen Ton seines Kontrahenten und streicht heraus, dass die Funktionäre der Gewerkschaft vor allem in der Krise eine große Unterstützung waren. Faymann bedankt sich bei der Gewerkschaft. Es folgt obligatorischer Applaus. Stronach: "Sind Sie für Transparenz?" Faymann verteidigt, dass z.B. die finanziellen Mittel in Streikfonds nicht einsehbar sind.

Die Vermögenssteuer ist als nächstes dran. Faymann erwartet sich dadurch mehr finanzielle Möglichkeiten für den Staat. Von 0,5-1 Prozent ist die Rede. Stronach hat nichts dagegen. Applaus. Er verlangt eine Funktionärssteuer und spricht von Freunderlwirtschaft. Er bezieht sich dabei vor allem auf Bundeskanzler Faymann.

Thurnher bringt den Vorschlag von NEOS-Kandidat Haselsteiner von einem Spitzensteuersatz von 70-80 Prozent ins Spiel: Faymann verneint - Er will bei Vermögen, Schenkungen etc. etwas tun. Er spricht von einer derzeitigen "Schieflage". Faymann: Die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen tragen genug bei in diesem Land."

Stronach bringt wieder die Funktionärssteuer auf - Faymann gibt vor, nicht zu wissen wovon Stronach spricht. Gelächter im Publikum.

Das Streitgespräch schwenkt zur Wirtschaftskrise: Stronach schießt sich auf Ewald Nowotny ein: "In diesem Land regiert die Freunderlwirtschaft." Faymann versucht zu kontern. Nowotny sei mitverantwortlich, dass die Wirtschaftskrise nicht schlimmere Auswirkungen in Österreich hatte. Stronach: "Sie haben die Arbeiter an die Banken verraten."

Der SPÖ-Chef verteidigt, wieso die Banken gerettet wurden: Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit wäre so gebremst worden. Stronach zückt ein Taferl - Faymann hat Österreich die höchste Arbeitslosigkeit beschert.

Thrunher will wissen , was Stronach an den Schuldirektoren in Österreich stört - er hat sich dazu in den früheren Duellen öfters ungefragt geäußert. Stronach wiederholt seine Kritik an den Funktionären und die politische Wahl von Direktoren. Faymann beteuert, dass er noch nie jemanden nach seinem Parteibuch gefragt hätte.

Thrunher will ein letztes Thema ansprechen: Studiengebühren. Faymann will sich kurz halten: "Wer weiß, vielleicht muss ich mich nochmal zu Funktionären äußern." Faymann spricht davon, dass die Unis ein großes Anliegen von ihm sind. Stronach: Wo es in der Wirtschaft einen Mangel gibt, da sollte man unterstützend mitwirken. Wo kein Mangel ist, sollte man den Studenten nicht helfen. "Wir haben zuviele drinnen, die in der Wirtschaft nicht unterkommen. Das ist ja traurig."

Fast Gleichstand bei der Zeit gegen Ende. Schlussrunde: Faymann : "Nur gegen die Funktionäre ist kein Land zu führen." Stronach strapaziert noch mehr Taferln: "Hier sind Fakten, Fakten, Fakten." Er vergisst aber offenbar auf einen Schlusssatz.

Damit geht das erste Duell zu Ende.