Politik/Inland

Teure Schule – Eltern stöhnen

Schülerfreifahrt für alle – und ein Jahr später das Gratis-Schulbuch. Für jene Österreicher aus einkommensschwachen Familien, die heuer 50 oder jünger sind, war die Bildungspolitik der Regierung Kreisky ein Gewinn. Nach der gleichzeitigen Abschaffung der AHS-Aufnahmeprüfungen strebten deutlich mehr Kinder aus Arbeiterfamilien in Richtung Matura.

Was damals, Anfang der 1970er-Jahre das Gratis-Schulbuch war, das könnte heute PC, Laptop oder Tablet werden. Weil diese elektronischen Geräte an vielen Schulen heute vorausgesetzt werden, geraten immer mehr Familien finanziell unter Druck, beklagen unisono Elternvertreter und Armutsexperten.

Aufrschrei der Eltern

Es ist also kein Wunder, dass die Eltern aufschreien. Das Rundschreiben des Bildungsministeriums sorgt weiterhin für hitzige Diskussionen. Eltern wollen nicht hinnehmen, dass sie für Lernmittel wie Laptops aufkommen sollen. Kritik der Schulpartner: Schon jetzt belasten Anschaffungen wie Taschenrechner das Familienbudget, vor allem zu Schulbeginn. Besonders teuer wird es, wenn das Kind eine berufsbildende Schule besucht, in der spezielles Arbeitsmaterial verlangt wird. Diese Kosten sind für einkommensschwache Familien eine Hürde. Was schade ist, sind die berufsbildenden Schulen doch Aufsteigerschulen. Sie sind für Schüler aus bildungsfernen Schichten besonders attraktiv, weil sie zur Matura eine Berufsausbildung bieten.

Auch deshalb müsste die Schülerbeihilfe dringend reformiert werden, sagt Martin Schenk von der Armutskonferenz: "Die Auszahlung sollte auf die 9. Schulstufe ausgeweitet werden. Derzeit gibt es diese Unterstützung erst ab der 10. Schulstufe." Gleichzeitig ist zu fragen, ob jede Anschaffung notwendig ist, wie Oberösterreichs Landesschulpräsident Fritz Enzenhofer meint: "Mit den hohen Kosten für Eltern habe ich keine Freude."

Bildungsministerin Sonja Hammerschmid hat auf die Kritik reagiert und lädt die Schulpartner zum Gespräch: "Wir wollen gemeinsam herausfinden, wo die Probleme liegen. Dann können wir an Lösungen arbeiten."

Selbst Klopapier kostet

Lösungen sind dringend notwendig. So berichtet Elisabeth Rosenberger, Obfrau des Wiener Elternverbands an höheren Schulen, dass sich ein Drittel der Elternvertreter von den Schulleitungen moralisch unter Druck gesetzt fühlt, sich an Schulkosten zu beteiligen. Da kann es dann schon einmal vorkommen, dass der Elternverein 20.000 Euro für das technische Equipment einer Schule sammelt. Nicht selten klebt der Hinweis auf einem Schul-PC: "Eigentum des Elternvereins."

Der Wiener Elternverband hat vor zwei Jahren seine Mitglieder befragt, was Familien im Laufe eines Schuljahres ausgeben. Ergebnis: Ausgaben von 2410 Euro pro Kind und Jahr in der AHS können durchaus vorkommen. Das hängt auch damit zusammen, dass die Schulbudgets immer knapper werden. So zahlen an manchen Schulen Eltern sogar fürs Klopapier, wie die Arbeiterkammer in einer Studie festgestellt hat.

Einkaufsgemeinschaften

Susanne Schmid, HTL-Elternvertreterin, befindet: "Schluss mit Rundschreiben. Man muss den Eltern klar sagen, was eine höhere Schule kostet. Und dort wo nötig, braucht es dringend eine soziale Abfederung für Familien mit geringem Einkommen." Das sieht Sozialexperte Schenk ähnlich. Er schlägt vor, die Schulen technisch besser auszustatten: "Dann könnten soziale Härtefälle leichter abgefedert werden." Außerdem spricht sich Schenk für gesamtösterreichische Einkaufsgemeinschaften nach skandinavischem Vorbild aus: "Wenn mehrere Schulen Laptops kaufen, kostet das einzelne Gerät deutlich weniger."