Telekom: Weiße Weste neu geschneidert
Von Franz Jandrasits
Die von Schmiergeld-Skandalen gebeutelte Telekom Austria (TA) will ihre weiße Weste zurück. Dafür hat sich der teilstaatliche Telekom-Riese neue, schärfere Regeln im Umgang mit Beratern, Lobbyisten, Amtsträgern und Geschäftspartnern verordnet.
Die neuen Compliance-Regeln sehen – so der für die Einhaltung der neuen Benimm-Regeln im Herbst 2011 installierte Compliance-Chef Martin Walter – eine deutliche Verschärfung etwa bei Geschenken vor. Diese dürfen nur bis zu einem Gegenwert von 100 Euro pro Quartal und Geschäftspartner gewährt bzw. von TA-Mitarbeitern angenommen werden. Ausnahmen müssen vom jeweiligen Vorgesetzten bewilligt werden. Amtsträger – etwa Politiker – dürfen in Zukunft weder beschenkt noch eingeladen werden. Außer sie bestätigen bei Einladungen schriftlich, dass die Einladung nicht gegen Gesetze – Stichwort Anfütterungsverbot – oder geltende Richtlinien verstößt.
Lobbying-Verträge
Zumindest auf dem Compliance-Papier schärfer kontrolliert werden in Zukunft die Kosten für Lobbying-Aufträge. Ab einem Auftragswert von 100.000 Euro muss es einen Vorstandsbeschluss geben. Bis 100.000 Euro genügen die Unterschriften von einem Vorstand und einem Prokuristen.
Für Beratungsverträge gelten dieselben Regeln. Mit einer prominenten Ausnahme: So fallen die Aufträge an die Anwaltskanzlei Cerha Hempel Spiegelfeld Hlawati (CHSH) offenbar nicht unter die Compliance-Regeln. Die Kanzlei, deren Partnerin die Telekom-Aufsichtsrätin Edith Hlawati ist, kassierte allein 2011 Honorare von 753.000 Euro. Seit der Berufung von Frau Hlawati in den Aufsichtsrat im Sommer 2001 summierte sich der Auftragswert auf stolze 7,13 Millionen Euro. Die Aufträge sind vom Aufsichtsrat abgesegnet, Frau Hlawati muss lediglich auf ihren Gewinnanteil aus den Telekom-Verträgen verzichten . . .
Um die Telekom-Weste weißzuwaschen und zu erhalten, hofft Compliance-Chef Walter auf die Kooperation der TA-Mitarbeiter. Sie können als sogenannte „Whistleblower“ künftig anonym melden, wenn sie unsaubere Geschäftspraktiken vermuten. Unter der eMail-Adresse tell.me@telekomaustria.com können sie das – verspricht Walter auf der Homepage der Telekom – in Zukunft ohne Nachteile für sie selbst tun.
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