Politik/Inland

Team Stronach: Bures prüft Vetternwirtschaft

Auf den Social Media-Portalen ging es am Montag rund. Die "Vetternwirtschaft" der beiden neuen ÖVP-Mandatare Georg Vetter und Marcus Franz empörte die Volksseele. "Die verkaufen uns doch echt für blöd! Eine riesen Schw.....erei. Herr Lopatka das finden Sie lustig???" war in den Online-Foren zu lesen. Oder: "Diese beiden "feinen Herren" gehören aus dem Parlament hinaus geworfen ."

Ihre erste Sitzung als schwarze Abgeordnete haben sich die Überläufer Vetter und Franz (bis vor einer Woche Team Stronach) sicher anders vorgestellt. Denn auch das Nationalratspräsidium wurde auf Grund des KURIER-Artikels skeptisch. Doris Bures lässt die Causa nun rechtlich prüfen. Die ÖVP hingegen geht davon aus, dass diese Konstellation rechtlich unbedenklich ist.

Zur Erinnerung: Der Jurist Georg Vetter engagierte als parlamentarische Mitarbeiterin die Ordinationshilfe von Marcus Franz. Als "kleines Dankeschön" nahm der Internist Franz Vetters Sohn als seinen parlamentarischen Adlatus auf. Diese Konstellation gab es bis Oktober 2014.

Dann folgte der nächste Streich im Family Business. Offenbar entdeckte auch Team Stronach-Abgeordnete Jessica Lintl die Vorteile dieses Versorgungsmodells für ihre engste Verwandtschaft. Seit einigen Monaten ist Töchterchen Gloria Lintl unter Vertrag bei Georg Vetter. Sie kassiert 50 Prozent der rund 4300 Euro pro Monat, die jedem Mandatar für seine parlamentarischen Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Abgeordnete Jessica Lintl nahm im Gegenzug die Ordinationshilfe von Marcus Franz auf ihre Gehaltsliste. Und Vetter junior steht nach wie vor bei Franz unter Vertrag.

"In der Natur der Sache"

"Jeder Abgeordnete kann sich seine Mitarbeiter selbst aussuchen. Er ist dem Klubobmann keine Rechenschaft schuldig. Deswegen wusste ich nichts von der Konstellation", so Team Stronach-Klubobfrau Waltraud Dietrich.

Offenbar auch, weil sich die Mitarbeiter nur sehr selten im Parlament blicken ließen. "Severin Vetter habe ich hin und wieder im Parlament gesehen. Ob er wirklich Arbeit leistet, kann ich nicht sagen", so Dietrich. Aber die Team Stronach-Klubchefin sieht nichts Verwerfliches an diesem Modell. "Franz und Vetter sind nicht die einzigen Fälle im Parlament. Das gibt es auch bei anderen Fraktion. Es liegt halt in der Natur der Sache, dass sich die Kinder von Politikern für Politik interessieren." Entscheidet das Präsidium des Nationalrates, dass die Vetter-Franz-Konstellation eine Umgehung des Gesetzes ist, droht den beiden die Rückzahlung der ausgezahlten Gehälter.

Weitere Überläufer

Seit Tagen macht auch das Gerücht die Runde, das Ex-Stronach-Kronprinzessin Kathrin Nachbaur zur ÖVP wechseln könnte. Ein weiterer Überläufer-Kandidat ist der Landwirt Leo Steinbichler. "Der will schon seit einem Jahr weg, nur nimmt ihn keiner auf", so ein Stronach-Abgeordneter, der anonym bleiben will.