Politik/Inland

Strafmündigkeit: Hormon-Spezialist mahnt, früheres Pubertätsalter zu berücksichtigen

Eine Jugendbande missbraucht über Monate eine 12-Jährige in Wien. In Kärnten soll ein 14-Jähriger eine 11-Jährige im Wald vergewaltigt haben. Die Fälle von Gewalt und Missbrauch unter Teenagern beherrschen derzeit die Schlagzeilen und die Politik.

Ob der Missbrauchstaten regt ÖVP-Chef und Bundeskanzler Karl Nehammer Anfang März eine Debatte darüber an, das Alter für Strafmündigkeit - derzeit 14 Jahre - herabzusetzen. Zudem beauftragt er Innenminister Gerhard Karner und Verfassungsministerin Karoline Edtstadler in einer Arbeitsgruppe entsprechende Maßnahmen zu erarbeiten.

Kritik kommt seither seitens des Koalitionspartners, den Grünen, der Opposition mit Ausnahme der FPÖ wie auch Experten - von der Richterschaft über Soziologen bis zu Jugendämtern. 

Sie sprechen von "Anlassgesetzgebung" und sich gegen eine Herabsetzung des Alters auf beispielsweise 12 Jahre wie Irland oder den Niederlanden oder gar 10 Jahren wie in der Schweiz aus. 

Man müsse mehr Präventionsarbeit leisten und insbesondere auch die Eltern in die Pflicht nehmen, so der Tenor. Nun meldet sich der Hormon-Spezialist und bekannte Reproduktionsmedziner Johannes Huber via Aussendung zu Wort. 

"Die tägliche ärztliche Erfahrung" zeige, so Huber, "dass die Pubertät um ein bis zwei Jahre früher als bisher einsetzt, was Untersuchungsergebnissen der Deutschen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung belegen". Dies sei in der Diskussion über eine frühere Strafmündigkeit zu berücksichtigen.

Als mögliche Gründe für den früheren Beginn der Pubertät führt Huber "eine bessere Ernährung oder etwa Umwelteinflüsse durch hormonaktive Substanzen und Feinstaub" an. Es sei aber auch zu berücksichtigen, "dass die Entwicklung des Gehirns nach wie vor erst im Alter von zwanzig Jahren abgeschlossen ist“.