Steger über Hypo: "Haider war der Spiritus Rector"
Von Maria Kern
Das ist eine traurige Angelegenheit", sagt Norbert Steger, als ihn der KURIER am Telefon erreicht. Der ehemalige FPÖ-Vizekanzler und Handelsminister meint damit nicht etwa die Vorkommnisse in der Ukraine oder das Hypo-Debakel. Er spielt auf sein Alter an. Steger feierte am Donnerstag seinen 70. Geburtstag.
In der Politik ist er längst nicht mehr aktiv, der Kontakt zur FPÖ dennoch eng. Tochter Petra sitzt für die Blauen im Nationalrat, der Vater für die Partei im ORF-Stiftungsrat. Stegers Verhältnis zu den Freiheitlichen war bekanntlich aber nicht immer friktionsfrei. Anfang der 1990er-Jahre ist der als eher liberal geltende Wiener aus der Haider-FPÖ Partei ausgetreten. 1986 hatte Haider ihn beim Parteitag in Innsbruck vom FPÖ-Chefsessel gestoßen.
Was sagt er heute über seinen einstigen Konkurrenten? Trägt Haider die Schuld am Hypo-Desaster?
Großmachtsträume
"Er war der Spiritus Rector", aber es sei "natürlich nicht der Kärntner Landeshauptmann allein verantwortlich gewesen", betont Steger.
Haider hätte "seine Großmachtsträume" mit der Bank ausgelebt. Der Wunsch, Kanzler zu werden, habe sich nicht erfüllt. Daher habe der Ober-Blaue zumindest in der Region "Norditalien, Ex-Jugoslawien und Katanien" eine Rolle wie weiland Franz Josef Strauß in Bayern spielen wollen. "Anders ist für mich nicht erklärbar, dass Kärnten freiwillig Haftungen für Kroatien und Serbien übernommen hat", lautet Stegers These über Haiders Bestrebungen in Sachen Hypo Alpe-Adria.
Und warum haben SPÖ und ÖVP nichts dagegen unternommen bzw. bei den Haftungen sogar mitgestimmt?
"Ein wesentlicher Antrieb" sei gewesen, Haider in Kärnten zu beschäftigen, "damit er ja nicht wieder Lust bekommt, sich stärker um Wien zu kümmern", mutmaßt der einstige FPÖ-Obmann. Mitgespielt hätten freilich auch Aufsichtsräte und Vorstandsdirektoren.
Geht es nach Steger, "sollten alle, die für die (Milliarden-)Haftungen gestimmt und ihre Kontroll- und Aufsichtspflicht verletzt haben, wegen Untreue vor Gericht gestellt werden". Alle sind für Steger, die damalige Landesregierung mit Haider an der Spitze, Landtagsabgeordnete, Vorstände, Aufsichtsräte – "und die Bayern".
Ob es für eine Verurteilung reicht, müsse das Gericht klären. Für den pensionierten Rechtsanwalt besteht der Verdacht, dass "zumindest grob fahrlässig" gehandelt wurde, "und im Management gab es Kriminelle".
Alles auf den Tisch
Das Hypo-Desaster müsse aber nicht nur juristisch, sondern auch politisch aufgearbeitet werden, befindet Steger. Die Vorgänge rund um die "Rückübernahme der Bank" von den Bayern, also die Notverstaatlichung im Jahr 2009, müssten geklärt werden. "Es sagt kein Mensch, dass der Herr Faymann oder der Herr Spindelegger etwas verbrochen haben. Die dürfen das jetzt nicht zudecken. Wir brauchen die Hygiene für Österreich."