Stadtrat Peter Hacker: „Das ist keine Frage, wie sympathisch wir uns sind“
Am Donnerstag preschte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker vor und forderte strengere Corona-Regeln für Wien. Fast zeitgleich meldete sich auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zu Wort, erwarte schärfere Maßnahmen für die Bundeshaupstadt. Was folgte, war ein veritabler Polit-Hickhack um die Corona-Ampel, der am Freitag neue bundesweite Maßnahmen zur Folge hatte. Auch, weil sich die Experten-Kommission dafür ausgesprochen hatte. Im Gespräch mit dem KURIER erklärt Stadtrat Hacker, warum er Handlungsbedarf sieht.
KURIER: Sie haben die Corona-Ampel kürzlich als „politisch motiviert“ infrage gestellt. Nun fordern Sie strengere Maßnahmen. Wie ist das zu erklären?
Peter Hacker: Ich wüsste nicht, wo der Widerspruch liegt. Das eine ist ein Instrument, mit dem wir ein möglichst brauchbares Bild der vergangenen Wochen sehen. Auf Grundlage dieses Bildes geht es darum, gemeinsame Maßnahmen zu definieren. Vorige Woche war ich unzufrieden mit der Balance der unterschiedlichen Parameter, die notwendig sind, um das Infektionsgeschehen richtig zu beurteilen. Ich bin zufrieden, wenn fachliche Kritik vom Minister aufgegriffen wird.
Wie sehen Sie die Maßnahmen des Bundes?
Ich freue mich, dass von der Regierung Regelungen für ganz Österreich angekündigt sind und wir Länder zusätzliche Regelungen treffen dürfen. Es waren im Sommer fast alle Spielregeln fallen gelassen worden, dazu kam die Reisetätigkeit. Das war eine Melange, bei der klar war, dass die Zahlen steigen. Die Idee, dass man bei Besuchern von Veranstaltungen Absolut-Zahlen festlegt, halte ich aber noch für überarbeitenswert. Es ist ein Unterschied, ob 1.000 Zuseher im Praterstadion sind oder 1.000 Zuschauer am Fußballplatz der Vienna.
Hätte man nicht schon früher handeln sollen?
Deshalb haben wir den Druck verstärkt, ich habe schon im August gesagt, ich verstehe die unterschiedliche Regelung im Handel nicht. Dem Virus ist es egal, ob er sich in einem Schuhgeschäft oder einem Lebensmittelgeschäft überträgt.
Salopp gefragt: Wer entscheidet, was in Wien passiert? Sie oder der Gesundheitsminister?
Jeder in seiner Verantwortung. Wir sind in der Frage der Epidemie-Bekämpfung aneinandergebunden. Das hat sich der Gesetzgeber so ausgedacht, das ist nicht eine Frage, wie sympathisch wir uns sind. Wir haben beide die Pflicht, das beste für unser Land und unsere Stadt zu machen. Deshalb habe ich kein Verständnis für parteipolitische Seiteneinwürfe. In den allermeisten Punkten bin ich mit dem Minister einer Meinung.