Politik/Inland

Strache-Chat: "Hast du einen Safe?"

Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache und der frühere FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus führten kurz vor der Veröffentlichung des Ibiza-Videos einige brisante Telefonate, wie das Nachrichtenmagazin Profil berichtet. Am 15. Mai, also zwei Tage vor der Video-Veröffentlichung, waren Strache und Gudenus von der Süddeutschen Zeitung und dem  Spiegel mit mehreren Fragen konfrontiert worden.

Kaum eine halbe Stunde nach Empfang der Anfragen der zwei deutschen Medien rief Strache den Immobilieninvestor und Signa-Gründer René Benko an. Dies zeigt eine Rufdatenrückerfassung der "Soko Ibiza". Ein entsprechender Anlassbericht vom 8. August soll dem Profil vorliegen. Über Benko hatte Strache auf Ibiza noch gesagt, er zahle "die ÖVP und uns".

Anruf bei Glock-Gattin

Darüber hinaus telefonierte Strache mit Kathrin Glock, der Ehefrau des 90-jährigen Waffenindustriellen Gaston Glock. Auch rief Strache eine weitere Telefonnummer an, die Ermittler der Glock GmbH zuordnen. Auch die Firma Glock war auf Ibiza ein zentrales Gesprächsthema gewesen.

Alle im Video genannten Personen und Unternehmen haben stets betont, nie Spenden an die FPÖ oder FPÖ-nahe Vereine geleistet zu haben.

Vor der Veröffentlichung des Videos am 17. Mai gab es auch mehrere Telefonate zwischen Strache und dem damaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP).

Frage an Parteifreund wegen eines Safes

Das Profil veröffentlichte außerdem ein Chat-Protokoll von Strache, in dem er einen Tag vor Veröffentlichung des Ibiza-Videos den FPÖ-Abgeordneten Harald Stefan fragt, ob er "heikle Unterlagen" in dessen Büro lagern könne. Wortwörtlich wollte Strache wissen: "Hast du einen Safe in deinem Büro, wo ich heikle Unterlagen lagern kann? Lg."

Stefan bejahte dies laut dem Chat-Protokoll: "Habe einen privaten Safe." Strache fragte dann, ob er einen "größeren Akt" bringen dürfe. Stefan, der im Zivilberuf Notar ist, bejahte und meinte, dass er diesen "gerne verwahren" könne.

Am 24. Oktober verlangte die Staatsanwaltschaft mittels Sicherstellungsanordnung schließlich die Öffnung des Tresors. Stefan leistete Folge. Die Ermittler fanden aber keinen Akt - weder in der Kanzlei noch im Privat-Safe in der Wohnung des Abgeordneten.

Bei der Zeugeneinvernahme gab Stefan zu Protokoll, dass er nach dem Chat mit Strache am 16. Mai nichts mehr gehört und keine Unterlagen von diesem bekommen habe. Er wisse auch nicht, um welche Unterlagen es ging.

Profil: Telefonat mit Gorbach

Johann Gudenus wiederum wählte laut dem Anlassbericht der "Soko Ibiza" von 15. Mai bis 17. Mai hauptsächlich Telefonnummern, "die dem Freiheitlichen Bildungsinstitut zuzurechnen sind", aber auch solche, die Ex-Vizekanzler Hubert Gorbach, der Österreichisch Russischen Freundschaftsgesellschaft sowie FPÖ-Politiker Markus Tschank gehören sollen.

Tschank war eine zentrale Figur im blauen Vereinsnetzwerk, das rund 1,5 Millionen Euro an Spenden, Sponsorings und Subventionszusagen sammelte. Im Ibiza-Video beschrieb Strache, wie über Vereinskonstruktionen Parteispenden am Rechnungshof vorbei an die FPÖ geschleust werden könnten.

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Signa: Strache nahm Aussagen zurück

Das Immobilien-Unternehmen Signa bestätigte auf Anfrage des Profil einen "telefonischen Kontakt, in welchem Herr Strache Befürchtungen zur Existenz eines ominösen Videos geäußert hat und dass eventuell missverständliche Äußerungen und haltlose Behauptungen in diesem Video aufgestellt werden. Herr Strache hat sämtliche dieser falschen und haltlosen Aussagen auch später öffentlich zurückgenommen und sich davon distanziert. Wir erachten diese Angelegenheit damit als erledigt." Tschank teilte dem Magazin mit: "Im Zusammenhang mit der aktuellen medialen Berichterstattung habe ich mir nichts vorzuwerfen."