Sobotka: Workshops gegen Antisemitismus
Von Ida Metzger
Es ist durchaus ungewöhnlich, wenn ein ausgewiesener ÖVP-Spitzenpolitiker und ein Grüner im Wahlkampf zur gemeinsamen Pressekonferenz laden. "Aber wenn es um Antisemitismus geht, dann muss es einen nationalen Konsens geben", erklärte das Duo in Türkis-Grün.
So passierte es auch: Wolfgang Sobotka hat in seiner Funktion als Parlamentspräsident einen Schüler-Workshop initiiert, der Ende September startet. In diesen ein- oder zweistündigen Workshops sollen Jugendliche gegen Antisemitismus und Rassismus sensibilisiert werden. Für das Konzept engagierte das Parlament Daniel Landau, Bildungsexperte bei den Grünen. "Es ist ein Workshop, wo das Parlament in die Schulen kommt", so Landau. Denn den Kampf gegen Antisemitismus könne man nur mit Bildung gewinnen.
"Die Studie Wie steht es mit dem Antisemitismus in Österreich zeigt deutlich, dass junge, gebildete Menschen weniger anfällig für rassistische Vorurteile sind", betonte auch Sobotka.
Bildung wichtig
Diese alarmierende Antisemitismusstudie war auch der Anstoß für das neue Workshop-Projekt. Denn bei 30 Prozent der Befragten wurde ein latenter Antisemitismus festgestellt.
"Bildung gegen Vorurteile" lautet der Titel der ein- oder zweistündigen Workshops, die sich an Schüler der neunten Schulstufe und an Lehrlinge richten und an Schulen in ganz Österreich stattfinden werden. Bis zu 400 Klassen sollen im ersten Jahr erreicht werden.
Nicht nur der Holocaust wird in den Modulen thematisiert, sondern auch die Zeit danach und davor. Auch die Sprache der Workshop-Unterlagen wurde auf das unterschiedliche Niveau der Schüler angepasst. "Wir bemühen uns, die Themen Hass und Ablehnung, den Antisemitismus mit der Beschaffenheit von jenen westlichen Gesellschaften zu verknüpfen, in denen sich der Holocaust erst in seinem Ausmaß entfalten konnte", erklärte Landau.
Alle relevanten Organisationen wurden in die Ausarbeitung einbezogen, so der Nationalratspräsident. Landau hat diese Plattform organisiert. Der Grüne plädierte außerdem für eine finanzielle Förderung, um allen Schülern einen Besuch der KZ-Gedenkstätte Mauthausen zu ermöglichen.
Neuer IKG-Generalsekretär
Am Mittwoch wurde auch der neue Generalsekretär der Israelitischen Kultusgemeinde Wien präsentiert. Im September hat der 35-jährige Benjamin Nägele diese Position angetreten. Ein besonderes Anliegen ist es ihm, "den Austausch mit anderen jüdischen Gemeinden und Organisationen in ganz Europa zu stärken. Ich sehe mich als Brückenbauer nach innen und außen."
Der interreligiöse Dialog und der kulturelle Austausch mit der Öffentlichkeit gehören zu seinen Schwerpunkten.