Politik/Inland

"Heinisch demotiviert Lehrer und Schüler"

Wir gehen einem Desaster entgegen", sagt Wolfgang Sobotka, und für den Bildungskoordinator des ÖVP-nahen Arbeitnehmerbundes ÖAAB gibt es nur eine, die diesen Zustand noch abwenden kann: SPÖ-Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek.

Nachdem die rote Ressortchefin mit dem Verweis auf ein mögliches Datenleck entschieden hat, alle vom Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) organisierten Bildungstests (PISA, TIMMS, Bildungsstandards, etc.) vorübergehend auszusetzen, drängt Sobotka jetzt im Namen der christ-konservativen Gewerkschafter darauf, die Testung für die Bildungsstandards doch umzusetzen. "Die Bildungsstandards sind ein für Lehrer und Eltern wichtiges Feedback-Instrument. Man hat Monate auf diese Tests hingearbeitet, dementsprechend erwarte ich mir, dass Heinisch-Hosek in sich geht und ihre Entscheidung revidiert", sagt Sobotka zum KURIER.

Server-Problem

Heinisch-Hosek begründet den Stopp der Bildungstests bis heute mit dem Verweis auf die fehlende Datensicherheit. Nachdem im Februar auf einem rumänischen Testserver einer Partnerfirma des Bifie ungeschützte Ergebnisse von informellen Schülertests aus den Jahren 2011 und 2012 aufgetaucht waren, blies die Unterrichtsministerin alle Testungen ab.

Kalkül

Bereits nach wenigen Tagen äußerten Vertreter der Grünen und der Wirtschaftskammer erste Zweifel, wie schwerwiegend das Datenleck tatsächlich ist.

So mutmaßte Wirtschaftskammer-Boss Christoph Leitl, hinter dem Test-Stopp stehe das "Kalkül, die Kontrolle der Bildungsstandards abzuwürgen, weil die PISA-Ergebnisse für Österreich, vornehm gesagt, nicht sonderlich erfreulich waren".

Parteifreund Wolfgang Sobotka geht nun in eine ähnliche Richtung ("Das Datenleck bis in den Dezember untersuchen zu wollen ist grotesk") und bezeichnet sich als "Sprachrohr der Lehrer": "Ich habe in den vergangenen Tagen und Wochen viel Zeit damit verbracht, mit den Kollegen draußen zu sprechen. Heinisch-Hoseks Manöver frustriert und demotiviert Lehrer und Schüler gleichermaßen. Das haben sich die Beteiligten nicht verdient."

Das Argument des Datenlecks lässt Sobotka schlicht nicht gelten: "Das ist ein eine Ausrede. In Wahrheit gibt es gar kein Datenleck."