Jetzt reden die Schul-Praktiker
Von Bernhard Gaul
Was letztendlich von der Schulreform übrig bleibt, oder ob überhaupt eine Reform beschlossen werden kann, lässt sich derzeit schwer abschätzen. Grundsätzlich plant die Regierung, den Schulen deutlich mehr Gestaltungsspielraum zu überantworten. Es wird kein zusätzliches Geld geben, doch die Schuldirektoren sollen innerhalb ihrer Schule die vorhandenen Lehrer-Ressourcen je nach Bedarf optimal einsetzen können, sie sollen aber auch am Erfolg ihrer Schule gemessen werden. Damit auch Kleinstschulen mit weniger als hundert Kindern erhalten bleiben können, sollen Schulverbände ("Schulcluster") entstehen, die innerhalb eines Clusters alle Ressourcen (Turnsäle, Laborräume, Pädagogen) bündeln sollen.
Es wird also zu einem wesentlichen Teil an den Direktoren liegen, ob ihr Schulstandort von der Reform profitieren kann.
Aber finden die Reformpläne überhaupt Zustimmung unter den Direktoren? Der KURIER hat sich in den Schuldirektionen bei Befürwortern und Gegnern umgehört.
"Gut für Schulprojekte"
Frust über neue Reformen
Thema unter den Lehrern sei vielmehr „die zunehmende Belastung, durch die schwieriger werdenden Bedingungen in den Klassen und den enormen Mehraufwand durch die Dauerreformen der letzten Jahre, der in der Öffentlichkeit paradoxerweise als Stillstand wahrgenommen wird. Lehrer aller Schularten empfinden zunehmend Ohnmacht gegenüber dem, was ‚von oben‘ verordnet wird, sowie Frustration und Resignation.“ Und als neu propagierte Methoden wie das kompetenzorientierte Unterrichten hätten ohnehin längst im Schulalltag Einzug gehalten.
"Nicht zu Ende gedacht"
arbeiten, weder im Vorfeld, noch in der Durchführung und auch nicht in der Evaluierung befragt. Jeder Minister und jede Ministerin, die
im Bildungsbereich tätig ist, will meines Erachtens nur
einen Akt der Selbstverwirklichung setzen, ohne wirklich zu hinterfragen, was das für den Schulalltag und die Schüler bringt.“
Konkret ärgert er sich über das Tempo der letzten Reformen, bei der Zentralmatura oder der neuen Oberstufe. „Das waren alles massive Veränderungen.“
Welche Reform würde er sofort umsetzen? „Sofort würde ich gar keine Reform haben wollen. Zuerst sollten wir alle Betroffenen fragen, wo sie Potenzial für Verbesserungen sehen – und das dann unter Einbeziehung aller Beteiligten auch Schritt für Schritt umsetzen.“
"Mehr Freiheit ist positiv"
Gut findet er auch, dass es mehr Freiheiten bei der Gestaltung und Art des Unterrichts geben soll. „An unserer HTL hatten wir in der Oberstufe jetzt schon eine gewisse Autonomie, wie wir den Alltag gestalten, ab wann wir morgens offen haben, und wann die Schüler die Schule wieder verlassen. Dieses Mehr an Freiheit für alle ist sicher positiv.“
Auch die finanzielle Autonomie habe er schon „in gewisser Weise. Wir bekommen ein Budget, können darüber verfügen und rechnen alles streng über die Bundesbuchhaltungsagentur ab. Wir können also selbst entscheiden, welche Dinge wir ankaufen.“
"Immer nur Reförmchen"
Er habe schon sehr viele Freiheiten als Direktor, und das sei auch gut,
unverständlich sei für ihn, warum das Volksschul- und NMS-Direktoren erst jetzt bekommen. „Ich hätte aber gerne mehr finanzielle Autonomie, das würde sicher viel bringen.“
Nicht gut findet er auch, dass bis zu acht Schulen in einem Schulverbund (Cluster) kommen können. „Das sind viele zu viele. Und warum kann man nicht Pflichtschulen und Höhere Schulen in einen Cluster geben. Das hat pädagogisch viel mehr Sinn.“
"Reglements fallen weg"
Gut sei weiter, dass man „nicht mehr lange fragen muss, ob große Schulversuche oder Kleinigkeiten erlaubt werden. Diese Reglements, die wir überall hatten und die uns in allen Dingen sehr gebremst haben, wenn die wegfallen, wäre das sicher gut für die Kinder.“
Walach teilt aber die Sorgen, die vor allem von Lehrern aus Städten artikuliert wird, nämlich dass die Auflösung der Klassenschülerhöchstzahl zu größeren Klassen führen könnte. „Das wäre nicht im Sinn der Kinder. Bei besonders heterogenen Klassen würde ich mir eher nur elf oder zwölf Kinder wünschen, um optimal unterrichten zu können.“