Politik/Inland

Rennen der Unbeliebten gegen Marine Le Pen

Die Präsidentenwahlen finden erst in sechs Monaten statt, aber ihr Verlauf und Ausgang scheinen für Meinungsforscher bereits absehbar: Nach dem Schlingerkurs, den verworrenen Wortmeldungen und der enttäuschenden Gesamtbilanz von SP-Staatschef François Hollande dürfte es kein Kandidat der Linken in die Stichwahl schaffen. Die Nationalpopulistin Marine Le Pen würde hingegen sicher ins Abschluss-Duell gelangen. Weil aber nicht sein kann, was nicht sein darf, würde Marine Le Pen dem Kandidaten des Mitterechts-Lagers unterliegen, und der hieße Alain Juppé.

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Noch ist es aber nicht so weit, und der 71-jährige rechtsliberale Ex-Premier muss noch einige Hürden nehmen. Als erstes kommen die internen Vorwahlen des Mitterechts-Lagers Ende November. Am Donnerstag absolvierten sieben Kandidaten eine erste TV-Konfrontation. Aber eigentlich, so wollen es die Umfragen, kommen nur zwei in die engere Auswahl: Juppé und Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy.

Sarkozys harte Kost

Dabei gilt, laut Meinungsforschern, die Kampagne von Sarkozy bereits als gescheitert. Aber vielleicht ist diese Prognose verfrüht. Sarkozy entzückt die aktivsten Anhänger seines Lagers mit harter Kost: "Mir geht es nicht um die Zustimmung des mondänen Paris, der gut-menschelnden Eliten. Mir geht es um unsere abgehängte Mittelschicht, mir geht es um die Wiedergeburt des französischen Volks," hämmert Sarkozy und verspricht zwei Volksbegehren: eines, das das Recht auf Familienzusammenführung für Migranten einschränken soll, und eines, das die präventive Internierung der "gefährlichsten" Personen vorsieht, die wegen möglicher Terror-Sympathien unter Behördenaufsicht stehen.

Frankreich brauche, so Sarkozy, "eine starke und keine weichliche Alternative". Mit letzterem ist Juppé gemeint: Der hatte die hitzige Sommer-Debatte über den "Burkini" als überflüssig abgetan und den Begriff der "glücklichen Identität" geprägt – als Antwort auf Sarkozy und Le Pen, die "Frankreichs Identität" bedroht sehen.

Als Sarkozy obendrein die "Gallier" als obligatorische "Ahnherren aller Franzosen" ins Spiel brachte, fragte Juppé auf Twitter höhnisch: "Könnten wir nicht über die Zukunft sprechen?" Solche Statements brachten Juppé nicht nur die Sympathien von liberalen sondern auch von eher linken Wählern ein.

Für Linke bitter

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Dabei bekennt sich Juppé zu einem für Linke bitteren Programm: Abschaffung der 35-Stundenwoche und der Vermögenssteuer, Pensionsantritt erst ab 65 Jahren (derzeit 62). Trotzdem haben linke Wähler angekündigt, sie würden sich an den Vorwahlen des Mitterechts-Lagers beteiligen, um Juppé zum Sieg zu verhelfen. Begründung: Sie wollen verhindern, sich bei der Präsidentenwahl 2017 zwischen Le Pen und Sarkozy entscheiden zu müssen. Das ginge nur, wenn Juppé der Mitterechts-Kandidat wäre.

Besondere Begeisterung löst Juppé nicht aus. Er ist ein eher leidenschaftsloser, ziemlich verbrauchter und manchmal arrogant wirkender Politiker. Sein jetziges Umfragehoch basiert vor allem auf der Ablehnung der übrigen Kandidaten.