Platter: "Habe den Braten gerochen"
Von Christian Willim
Überraschung und Freude standen Tirols Landeshauptmann Günther Platter (VP) am Abend des 28. Aprils ins Gesicht geschrieben. Dabei hatte er für seine Partei gerade das schlechteste Landtagswahl-Ergebnis aller Zeiten eingefahren (39,35 Prozent). Doch das leichte Minus (1,15 Prozent) schmeckte wie ein Triumpf. Immerhin war Platter von vielen aufgrund schlechter Umfragewerte bereits abgeschrieben worden. Seither scheint der 59-Jährige neues Selbstbewusstsein entwickelt zu haben und legt sich gerne auch mit der Parteizentrale in Wien an. Zuletzt krachte es nach dem Aus für Tirols Minister Karl-Heinz Töchterle.
KURIER: Sie haben sich in Ihrer ersten Amtszeit im Gegensatz zu den vergangenen Monaten nur selten zur Bundespolitik geäußert. Woher kommt der Sinneswandel?
Günther Platter: Es gibt keinen Sinneswandel. Wenn man zu jeder Kleinigkeit Stellung nimmt, wird man nicht ernst genommen. Wenn ich etwas sage, hat das einen triftigen Grund. Und dann weiß man in Wien auch, dass es mir wichtig ist. Es geht nicht darum, wie oft man etwas sagt, sondern was man sagt.
Sie sprechen oft im Namen der „Westachse“ (Anm.: Tirol, Vorarlberg und Salzburg). Wie ist dieser Begriff entstanden?
Der wird jetzt halt immer gerne verwendet. Wir sind Nachbarn, wir drei Landeshauptleute verstehen uns auch persönlich gut. Das ist keine Opposition zu anderen Bundesländern. Es geht nicht ums Quertreiben. Wir haben ähnliche Herausforderungen im ländlichen Raum oder auch im Verkehr. Für Wien ist die Westachse eine Unterstützung. Wir artikulieren das, was uns ein Anliegen ist.
Aus Wien wären Sie zuletzt beinahe ohne Minister nach Hause gefahren. Haben Sie ihr eigenes Gewicht in der ÖVP überschätzt?
Am Ende habe ich mich durchgesetzt. Die eigentliche Absicht war, den Westen außen vor zu lassen. Aber ich bin schon lange in der Politik und habe den Braten gerochen. Wie wir wissen, ist Andrä Rupprechter jetzt neuer Landwirtschaftsminister und ein wichtiger Verbündeter für die Tiroler Anliegen in Wien.
Hat er mit Herz Jesu und Schützen nicht gar arg das Bild des Klischee-Tirolers befördert?
Sein Bekanntheitsgrad ist von Null auf 100 geschossen. Dafür müssen manche viele Jahre arbeiten. Rupprechter ist ein katholischer Mensch. Es ist seine persönliche Entscheidung und das ist zu akzeptieren.
Wie enttäuscht sind Sie, dass sich nichts in Richtung der von Ihnen vorangetriebenen gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen bewegt hat?
Schade, kann ich da nur sagen. Wilfried Haslauer (Salzburger VP-Landeshauptmann, Anm.) hat sich in der Arbeitsgruppe bei den Koalitionsverhandlungen sehr bemüht. Es ist anders gekommen. Wir werden in Bildungsfragen im Westen daher weiterhin unseren eigenen Weg gehen. In Tirol starten wir 2014 im Zillertal einen Modellversuch zur gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen.
Die Koalitionsverhandlungen verliefen schon ganz anders als in Wien. Wir haben das rasch über die Bühne gebracht und die Themen ganz genau festgelegt. Es läuft wirklich gut. Ich bin sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit. Bei den Grünen sind Profis am Werk. Nicht das Parteiinteresse steht im Vordergrund, sondern das gemeinsame Arbeiten für Tirol.