Politik/Inland

Stronach legt seine Bibel vor

Bisher hatte sein Glaubensbekenntnis nur drei Worte: „Wahrheit – Transparenz – Fairness“. Nun gibt es die Bibel dazu. Gestern hat Polit-Neuling Frank Stronach im noblen Wiener Palais Ferstel sein Parteiprogramm präsentiert. 19 Anhänger scharte er auf dem Podium um sich: Funktionäre aus den Ländern, Wahlkampfmanager, Experten. Die Botschaft: das Team Stronach ist keine One-Man-Show. Das Sagen hat freilich nur er – wenngleich es der Austro-Kanadier jetzt bescheiden gibt. „Ich werde Spitzenkandidat bei der Nationalratswahl sein.“ Keine Rede mehr von einem Sport-Star. Stronach will sogar „Zeit im Parlament verbringen“. In welcher Funktion? „Als Nationalratsabgeordneter.“ Keine Rede mehr davon, dass seine Partei den Kanzler stellen will.

Seine Programm-Predigt dauert 60 Minuten. Im Zentrum des Evangeliums: Der Staat solle aufgebaut und verwaltet werden wie ein Unternehmen. „Wenn die Wirtschaft nicht funktioniert, funktioniert gar nichts“, sagt Stronach. Die entsprechenden Gebote:

Firmen entlasten

Ein „einfacheres Steuersystem“ und Mitarbeiterbeteiligung. Firmen, die ihren Gewinn in Österreich investieren, sollen nur 10 (statt 25) Prozent Körperschaftssteuer zahlen. Wer seine Mitarbeiter beteiligt (wie sein Magna-Konzern) zahlt keine Steuern.

Land der Aktionäre

Allgemeingüter wie Straßen- und Stromnetz will Stronach dem Einfluss der Politik entziehen, sie in Unternehmen umwandeln. „Und jeder, der Steuern zahlt, kriegt Aktien und wählt den Aufsichtsrat.“

Keine Berufspolitiker

Im Nationalrat sollen nicht mehr 183, sondern 150 Abgeordnete sitzen. 50 davon sollen nicht von Parteien kommen, sondern „unabhängige Bürger“ sein. Voraussetzung: Zumindest 250 Unterstützer, 35 Jahre alt, unbescholten.

Nach zwei Perioden ist Schluss.

Wer zuwiderhandelt, fliegt aus der Partei.

Stronach fliegt schon heute – nach Innsbruck. Dort will er das Chaos um die Listen für die Landtagswahl beseitigen; seine Wunsch-Liste kommt ja nicht zum Zug. Zudem muss er einen neuen Kommunikationschef suchen.

Rudolf Fußi hat seine Dienste mit 4. April eingestellt. „ Der Vertrag mit meiner Agentur war ja zeitlich befristet.“ Und der Aufwand sei enorm gewesen, sagt Fußi dem KURIER: „Ich hatte keinen Bock mehr auf 400 Stunden im Monat.“ Es habe Gespräche geben, das Engagement zu verlängern: „Wir konnten uns aber nicht einigen.“ Hat er den Auftrag gegeben, die Plakatwerbung in Tirol zu stornieren? Oder kam die Order vom Team Stronach? „Ich habe auftragsgemäß gehandelt.“

Vom Werkzeugmacher zum Milliardär

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