Politik/Inland

Österreichs Politik verurteilt Hungermord an Ukrainern

Um die „Kulaken“ – wohlhabende ukrainische Großbauern – zu schwächen, zwang die Sowjetunion diese 1932 zu höheren Abgaben. Das führte zu einer massiven Hungerkrise mit bis zu sieben Millionen Toten: dem Holodomor. Dieser „sowjetische Hungermord an der ukrainischen Bevölkerung in den frühen Dreißigerjahren war ein schreckliches Verbrechen, das sich niemals wiederholen darf“, sagt ÖVP-Menschenrechtssprecherin Gudrun Kugler zum KURIER.

Vor allem vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sei es wichtig, an den Holodomor zu erinnern, betont Kugler. ÖVP, SPÖ, Neos und Grüne haben deshalb einen Entschließungsantrag eingebracht, der betont, „dass Hunger und Mangel nicht als Waffe gegen die Zivilbevölkerung“ eingesetzt werden dürfen, sagt Kugler. „Aktuell heißt das auch der ukrainischen Zivilbevölkerung zu helfen, den Winter zu überleben.“ Auch die FPÖ dürfte dem Antrag zustimmen.

Die Ukraine bemüht sich seit 1991, dass der Holodomor als Völkermord anerkannt wird. Die österreichische Regierung spricht wie das Europäische Parlament von einem „schrecklichen Verbrechen“. Unter Historikern gibt es unterschiedliche Auffassungen. So wird etwa argumentiert, dass der Holodomor kein Genozid war, da es primär darum gegangen sei, den Widerstand der Bauern zu brechen.

Kirchen gedenken

Auch zahlreiche österreichische Diözesen gedenken dem Holodomor am Samstag – wie es jährlich Ende November in der Ukraine und vielen weiteren Ländern geschieht. „Beten wir wieder und wieder um den Frieden, vergessen wir die Opfer von Krieg und Terror nicht“, sagt Salzburgs Erzbischof Franz Lackner.

Der Wiener Erzbischof Kardinal Theodor Innitzer (1875-1955) war 1933 einer der wenigen Vertreter des Westens, der sich für die Hungeropfer einsetzte. Zum Dank dafür wurde im November 2019 im Wiener Erzbischöflichen Palais eine Gedenktafel enthüllt. michael hammerl