ÖH-Wahl: "Ihr fordert seit 20 Jahren mehr Geld"
In etwas weniger als zwei Monaten finden die ÖH-Wahlen statt - die Studierenden stimmen darüber ab, von wem sie in den nächsten zwei Jahren in der Hochschülerschaft vertreten werden sollen. Der KURIER hat die beiden bereits bekanntgegebenen Spitzenkandidaten zur Diskussion geladen.
KURIER: Die Junos fordern als einzige größere ÖH-Fraktion Studiengebühren. Warum eigentlich?
Nino Rohrmoser: Wir fordern nachgelagerte Gebühren, die man erst zahlt, wenn man im Berufsleben steht. Erst wenn man über 1.200 Euro netto verdient, zahlt man 8 Prozent von dem, was darüber hinausgeht, zurück. Wir wollen das, weil unsere Unis extrem unterfinanziert sind. Wir haben eines der niedrigsten Pro-Kopf-Budgets Westeuropas und das merkt man an den Studienbedingungen. Wir brauchen viel mehr Geld und das ist ein guter Weg, über 300 Millionen Euro pro Jahr an die Hochschulen zu bringen.
Dora Jandl: Ich kann da ganz und gar nicht zustimmen. Wir stehen für den freien und offenen Hochschulzugang. Wir haben immer wieder gesehen, dass die Einführung von Studiengebühren dazu führt, dass viele ihr Studium abbrechen müssen und gleichzeitig für die, die übrig bleiben, die Bedingungen nicht wirklich besser werden. Weil das Geld, das über die Studiengebühren hereinkommt, einerseits in die Verwaltung fließt und andererseits teilweise vom Ministerium wieder weggekürzt wird.
Die Junos fordern auch „faire Zugangsbeschränkungen“ – mit dem Argument, es gebe ohnehin versteckte Beschränkungen. Sehen Sie das auch so?
Jandl: Es gibt natürlich jetzt schon Mechanismen, die darauf ausgelegt sind, Leute hinauszuprüfen. Wir sind für den offenen Zugang, weil wir es nicht richtig finden, zu sagen, die Studien sind voll, daher dürfen jetzt weniger Leute studieren. Wir brauchen mehr Investitionen, denn es kann nicht im Sinne unserer Gesellschaft sein, dass wir weniger Leute studieren lassen.
Rohrmoser: Ich glaube, wir sind uns einig, dass mehr staatliche Mittel an die Hochschulen sollen. Aber ihr fordert seit 20 Jahren mehr Geld und es funktioniert nicht. Es ist einfach gerechter zu sagen, in den Studien, die extrem überlaufen sind, brauchen wir Zugangsbeschränkungen. Weil das führt dazu, dass mehr Leute qualitativ hochwertig ein Studium abschließen können.
Sie wollen beide eine Neuordnung des Beihilfensystems. Was wünschen sich die Junos in diesem Bereich?
Rohrmoser: Wir wollen eine Umstrukturierung, eine Erhöhung des Beihilfentopfes, aber vor allem eine Vereinfachung des Systems. Das Geld soll mehr Studierenden unbürokratischer zugänglich sein. Momentan sind die Hürden sehr hoch und auch der Betrag pro Studierendem steigt nicht, sondern sinkt.
Jandl: Ich habe die Probleme als Referentin für Sozialpolitik hautnah miterlebt. Daraus ergeben sich vor allem drei Forderungen: Mehr Geld, um auch die Höchstsummen erhöhen zu können. Eine Ausweitung der Toleranzsemester, weil viele Studien in der vorgesehenen Zeit eigentlich nicht absolvierbar sind. Und die Altersgrenzen müssen abgeschafft werden. Die Familienbeihilfe wird mit 24 gestoppt – wir wissen aber, dass die Studierenden im Schnitt 26 Jahre alt sind.