Politik/Inland

Nichts als Probleme bei der Telekom

Die von Skandalen geschüttelte Telekom Austria (TA) kämpft an mehreren Fronten. Was sich auch deutlich in den Zahlen der ersten neun Monate niederschlug. Zwar konnte der Betriebsverlust, den die TA noch im ersten Halbjahr 2011 eingefahren hatte, in ein positives Betriebsergebnis gedreht werden, allerdings wurde dieses gegenüber dem Vorjahreszeitraum mehr als halbiert. Die Aktionäre müssen trotz der Ergebnis-Rückgänge nicht auf eine Dividende verzichten. Sie soll für heuer und für 2012 jeweils mindestens 76 Cent je Aktie ausmachen.

Personalabbau

Hauptverantwortlich für den Ergebniseinbruch sind die hohen Kosten für den Personalabbau: Die Kosten für die so genannten "Golden Handshakes" - über die heuer fast 670 unkündbare Beamte abgebaut wurden - summierten sich 2011 auf bereits knapp 225 Millionen Euro. Im Gesamtjahr dürften es 250 Millionen werden. Zudem schmerzen Währungsturbulenzen, vor allem bei der weißrussischen Handytochter Velcom.

Im Personalbereich steht TA-Chef Hannes Ametsreiter außerdem noch ein Kraftakt bevor. Am Montag starteten die Gehaltsverhandlungen mit der Gewerkschaft. Neben dem reinen Feilschen um Prozente - das angesichts der hohen Inflation härter sein dürfte als in den Vorjahren - drängt der Betriebsrat auf eine Vereinheitlichung der Regelungen im Festnetz- und Mobilfunkbereich. Wegen der Fusion der beiden Sparten sollen Prämiensysteme und Arbeitszeitregelungen ange- glichen werden.

Der nächste Kraftakt im Personalbereich ist laut Insidern bereits 2012 fällig. Wegen der hohen Kosten für den Abbau der beamteten Mitarbeiter - die rund 57 Prozent der österreichischen Belegschaft von knapp 9400 Mitarbeiter ausmachen - dürfte sich die TA weitere Personalkürzungen über hohe freiwillige Abfertigungen nicht mehr leisten können. Und der Wechsel von Beamten in andere Bundesdienststellen (Polizei, Justiz) läuft zäh. Heuer wechselten bisher nur rund 70 Mitarbeiter. Derzeit sind rund 600 Mitarbeiter in einem Pool "geparkt", wo sie für einen Wechsel auf einen anderen Arbeitsplatz qualifiziert oder befristet in Projekten eingesetzt werden.

Großaktionär

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Nach wie vor Unruhe herrscht in der TA wegen des Einstiegs des Investors Ronny Pecik. Dieser hält über Optionen derzeit einen Anteil von knapp 5,5 Prozent und will Marktgerüchten zufolge zusammen mit Partnern deutlich ausbauen. Um das Paket dann Gewinn bringend an Markt-Riesen zu verkaufen. Ob bereits an Strategien zur Abwehr einer feindlichen Übernahme gearbeitet wird, wollen derzeit weder die TA noch Hauptaktionär ÖIAG - die Staatsholding hält 28,42 Prozent - kommentieren.

Ebenfalls nicht kommentieren will die ÖIAG eine weitere Privatisierung, wie sie VP-Vizekanzler Michael Spindelegger am Wochenende im KURIER angedeutet hatte. Insider schließen eine Vollprivatisierung freilich vorerst aus. Erstens würde der Verkauf beim derzeitigen Aktienkurs von 8,27 Euro nur gut eine Milliarde Euro bringen. Zweitens gebe es dann keinen Kernaktionär mehr, der eine feindliche Übernahme verhindern könnte.

Weniger Umsatz und Gewinn
Gewinneinbruch
Das Ergebnis brach in den ersten neun Monaten deutlich ein. Das Betriebsergebnis (Ebit) stürzte um 56,2 Prozent auf 208,8 Mio. € ab. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) gab um 7,9 Prozent auf 1,19 Mrd. € nach. Der Nettoüberschuss fiel um 73,3 Prozent auf 68,7 Mio. €.

Umsatzrückgang
Der Umsatz sank um 4,1 Prozent auf 3,84 Mrd. €, in Österreich um 5,4 Prozent auf 2,2 Mrd. €. Durch Zukäufe stieg die Mitarbeiterzahl leicht auf 17.063.
Kunden Die Zahl der Festnetzkunden stieg zuletzt um 16,6 Prozent auf 2,68 Millionen, im Mobilfunk nahm sie um 2,7 Prozent auf knapp 20 Millionen Kunden zu.

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