Politik/Inland

FPÖ-Funktionäre bei Begräbnis, auf dem SS-Treuelied gesungen wurde

Die Teilnahme hochrangiger FPÖ-Funktionäre beim Begräbnis des ehemaligen Wiener FPÖ-Bezirksrats Walter Sucher am Freitag in Wien-Hernals sorgt in der Endphase des Wahlkampfs für heftigen Polit-Wirbel. Wurde doch bei der Beisetzung des mit 90 Jahren verstorbenen „Alten Herrn“ der Burschenschaft Olympia von Trauergästen das Lied „Wenn alle untreu werden“ intoniert. Und zwar in jener Textversion, mit der das Lied als „Treuelied“ bei der SS verwendet wurde. Das berichtet der Standard.

Wie auf einem der Zeitung zugespielten Video erkenntlich, fanden sich unter den Trauergästen der Nationalratsabgeordnete und Notar Harald Stefan, der für die FPÖ auf Platz eins der Wiener Landesliste kandidiert. Weiters Klubdirektor Norbert Nemeth (Platz neuen auf der Bundesliste) sowie Martin Graf, ehemals dritter Nationalratspräsident und aktuell auf Platz drei der Wiener Landesliste. 

Ob die genannten FPÖ-Funktionäre selbst das Lied mitsingen, ist anhand der Aufnahmen nicht feststellbar. Dennoch hagelt es prompt massive Kritik seitens der anderen Parteien: „Ich fordere die konstruktiven Kräfte einmal mehr auf, sich politisch zu distanzieren und endlich klare Kante zu zeigen“, sagt die grüne Justizministerin Alma Zadic. „Das betrifft vor allem die ÖVP, die immer noch meint, innerhalb der FPÖ gebe es vernünftige Stimmen und so tut, als wäre Herbert Kickl alleine das Problem, um sich Koalitionsoptionen offen zu halten.“

Ähnlich auch die SPÖ: „Mit der FPÖ ist kein Staat zu machen, sie ist eine Gefahr für unser Land, für unsere Demokratie und für unser Parlament. Karl Nehammer und der ÖVP scheint dies vor der Wahl egal zu sein“, sagt Bundesgeschäftsführer Klaus Seltenheim. Neos-Generalsekretär Douglas Hoyos richtete auf X die Frage an Nehammer, ob das in dem Video die von ihm genannten „konstruktiven Kräfte“ in der ÖVP seien, mit denen er eine Koalition als möglich ansieht. 

Die ÖVP bezog ihre Kritik indes einmal mehr speziell auf die „Kickl-FPÖ“ unter Obmann Herbert Kickl. Dass dieser solche Vorkommnisse dulde beweise, „dass er keine Berührungsängste mit Rechtsextremen hat“, schrieb die Partei auf X und wiederholte einmal mehr, dass es mit diesem keine Zusammenarbeit geben werde.

Anzeige eingebracht

Via X gibt der Jurist Bini Guttmann an, Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Wiederbetätigung unter anderem gegen Stefan und Graf eingebracht zu haben. Diese erfolgte im Namen der Jüdischen Hochschüler:innen.

Bei der FPÖ kontert man: „"Das Begräbnis einer Privatperson, auf dessen Planung und Gestaltung die FPÖ keinerlei Einfluss hatte, nun politisch missbrauchen zu wollen, ist pietätlos und schäbig."